2013-05-14 15:04:42

Eine Premiere: Vatikan-Pavillon auf der Biennale


RealAudioMP3 Erstmals wird es auf der Biennale von Venedig auch einen eigenen Pavillon des Heiligen Stuhls geben. Der Leiter des Päpstlichen Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, stellte an diesem Dienstag Einzelheiten der Kunst-Initiative vor. Thema der Kunstwerke sind die Erzählungen des Buches Genesis, des ersten Buches der Bibel.

„Es geht uns darum, einen Dialog zwischen Kunst und Glauben wiederaufzunehmen, der – vor allem im letzten Jahrhundert – zeitweise unterbrochen worden ist. Es hat da eine Art Scheidung gegeben, aber Kontakte zwischen Glauben und Kunst blieben doch erhalten, beide Seiten zahlten kräftig Alimente. Auf der Biennale von Venedig wollen wir nun zurück zu einem echten Dialog zwischen der religiösen Komponente und einer Kunst, die eine neue Grammatik des Ausdrucks hat. Wir greifen zurück auf die alte, große Tradition von Kunst und Glauben, zwei Schwestern auf dem Weg der Kultur.“

Die 55. Kunst-Biennale startet im Juni und geht bis zum 24. November. Die Veranstalter versprechen sich einiges vom Vatikan-Pavillon. Professor Paolo Baratta ist Biennale-Präsident: „Das Mitmachen des Heiligen Stuhls kann zum jetzigen Zeitpunkt sehr wichtig sein, weil es auf dem auf positive Weise ausufernden Gebiet der zeitgenössischen Kunst imstande ist, spezielle Aufmerksamkeit zu wecken. Es kann auch zu einem Stimulus für Auftraggeber werden.“

Schon der Standort des Vatikan-Pavillons ist symbolträchtig: neben dem Pavillon Argentiniens, also der Heimat des neuen Papstes Franziskus. Übrigens werden demnächst auch argentinische Kunstwerke in einem Ausstellungsflügel am Petersplatz ausgestellt, das ist also der Anfang einer künstlerischen Freundschaft. Als erstes Ausstellungsstück im Vatikan-Pavillon hat der Direktor der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, ein Tryptichon des italienischen Künstlers Tano Fest ausgesucht, das schon einmal – 1964 – auf der Biennale zu sehen war, damals aber noch unter Italien-Hoheit. Die Leiterin der Abteilung für zeitgenössische Kunst in den Vatikan-Museen, Micol Forti, erklärt: „Drei spezifische Momente aus der Genesis wollten wir dem Nachdenken, aber auch einer eigenen Deutung durch die Künstler anbieten: den Moment der Schöpfung, den Moment der Unordnung und des Chaos sowie den Moment einer neuen Geburt, einer neuen Hoffnung, einer neuen Menschheit.“

Etwa 750.000 Euro lässt sich der Vatikan sein Dabeisein in der Lagune von Venedig kosten, Sponsoren machen`s möglich. Religiöse Kunst ist es nicht, was der neue Pavillon bieten wird: „Keine Kreuze, keine Madonnendarstellungen“, stellt die Nachrichtenagentur Reuters fest. Eine bekannte Multimedia-Gruppe aus Mailand wird eine Videoinstallation zum Thema Schöpfung zeigen; dann folgt der tschechische Fotograf Josef Koudelka mit 18 Fotografien und drei Tryptichen zum Thema Zerstörung. Koudelka wurde 1968 durch seine Bilder vom Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag weltbekannt. Den Part der Neu-Schöpfung übernimmt schließlich der US-Maler Lawrence Carroll, u.a. mit vier Wandgemälden. Eines davon hat ein integriertes Kühlelement, das dafür sorgt, dass das Gemälde abwechselnd schmilzt und wieder erkaltet.

In den letzten Jahrzehnten haben Kirchenvertreter immer wieder mal gegen Kunstwerke auf der Biennale protestiert, die als blasphemisch eingestuft wurden. Schon bei der ersten Biennale 1895 ging der Patriarch von Venedig vergeblich gegen ein Werk von Giacomo Grosso vor, das nackte Frauen rund um einen Sarg zeigte. 2001 sorgte der Italiener Maurizio Cattelan mit einer lebensgroßen Darstellung von Johannes Paul II., der von einem Meteoriten erschlagen wird, für Aufsehen.

(rv/reuters 14.05.2013 sk)







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