Kardinal Oscar Maradiaga hat sich für eine Neudefinition der Aufgaben des vatikanischen
Geldinstitutes IOR ausgesprochen. In einem Interview mit der italienischen Zeitung
„Corriere della Sera“ erklärte der Kardinal, dass bereits im Vorkonklave darüber diskutiert
worden sei, warum eine Stiftung wie die IOR auch Bankaufgaben übernommen hätte. Dies
sei sicherlich einer der Punkte, die die Gruppe von Kardinälen, die Franziskus bei
einer Reform der vatikanischen Strukturen unterstützen wird, ansprechen werde, so
Maradiaga. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch eine verstärkte Transparanz bei
der Durchführung der Geschäfte, die unter anderem auch durch eine Veröffentlichung
der Bilanzen erreicht werden könnte.
Des Weiteren müsse weltweit mehr für die
Armen getan werden, die als Menschen, nicht als Problemfälle anzusehen seien. Auch
die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils, so ist sich der Kardinal mit seinem
Papst einig, sei in den vergangenen Jahren nach dem anfänglichen Enthusiasmus ins
Stocken geraten. Die Gruppe von acht Kardinälen soll mit dem Papst in besonders enger
Weise bei den anzustrebenden Reformen zusammen arbeiten. Ihre Aufgaben sieht Maradiaga
vor allem in einem breiteren Informationsfluss, der dem Papst zugänglich gemacht werden
solle. Damit solle verhindert werden, dass wichtige Informationen aus den kontinentalen
Bischofskonferenzen gar nicht erst zum Papst gelangten; dies sei einer der Punkte
gewesen, die die Kardinäle im Vorkonklave mit besonderer Intensität diskutiert hätten.
Dem Präsidenten von Caritas Internationalis und Erzbischof von Tegucigalpa war von
Papst Franziskus die Leitung der Kardinalsgruppe, die sich Anfang Oktober zum ersten
Mal im Vatikan treffen wird, anvertraut worden. Auch Kardinal Reinhard Marx von München
ist Mitglied der aus acht Kardinälen bestehenden Gruppe.