Ägypten/Vatikan: „Nicht bloß Stilfragen, sondern handfeste theologische Signale“
Unter ökumenisch guten
Vorzeichen steht der Besuch von Tawadros II. ab diesem Donnerstag in Rom. Das Oberhaupt
der koptischen Christen trifft sich am Freitag mit Papst Franziskus und Vertretern
des Päpstlichen Einheitsrates im Vatikan. Der Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde
in Kairo, Pfarrer Joachim Schroedel, sieht mit dem Nachfolger von Koptenpapst Shenouda
Bewegung in die Ökumene kommen.
„Die Christen im Land sind sehr sehr glücklich,
dass es zu dieser Bewegung gekommen ist, nachdem Tawadros auch den Rat der Kirchen
gegründet hat, also eine Gruppe von Theologen, die aus vier Kirchen kommen: der orthodoxen
Kirche der Kopten, der katholischen, der evangelischen und der anglikanischen Kirche.
Also hier wird sehr deutlich signalisiert: Wir gehören zusammen. Und ich denke, das
ist auch das Wichtigste, was wir erwarten dürfen.“
Dass sich die ökumenischen
Kontakte in Ägypten verbessert haben, hatte am Mittwoch auch der Vatikan angemerkt.
Explizit wurde dabei auch die Gründung des ökumenischen Kirchenrates durch Tawadros
gelobt. Schroedel glaubt derweil, dass mit dem neuen Kopten-Oberhaupt „nicht nur Freundlichkeiten
ausgetauscht werden“, sondern konkrete Schritte der Annäherung zwischen Katholiken
und Kopten gemacht werden – zum Beispiel bei der Frage der Wiedertaufe.
„Das
wäre unsere größte Hoffnung – ein positives Signal in der Frage der Taufe, der Wiedertaufe,
die ja immer noch ein Problem ist. Die Kopten verlangen die Wiedertaufe, wenn man
wechselt, von dem katholischen Glauben etwa in den koptischen, und das ist ein Stein
des Anstoßes für die Ökumene.“
Er habe selbst vor Kurzem mit Tawadros
über dieses Thema sprechen können, berichtet Schroedel. Bei dieser Gelegenheit habe
Tawadros signalisiert, dass die Einheit der Christen in der Taufe wichtig sei. Dazu
Schroedel:
„Ich kann mir durchaus vorstellen – das ist eigentlich eine nur
kleine Entscheidung - dass unter Tawadros dieser Stolperstein beiseite geräumt wird,
was bei Shenouda leider nicht der Fall war. Er ist in den letzten Jahren – um es vorsichtig
auszudrücken – ja nicht mehr ganz so auf der ökumenischen Schiene gewesen.“
Dem
neuen Oberhaupt der Kopten gehe es nicht bloß um formale Gesten, so Schroedel:
„Das
sind nicht nur Stilfragen, die hier neu sind, sondern wirklich theologische, oder
sagen wir, anthropologische Signale, die gesendet werden. Ich selbst durfte dabei
sein, als der Patriarch der koptisch-katholischen Glaubensgemeinschaft, das Oberhaupt
von etwa einer Viertelmillion Katholiken hier in Ägypten, am 12. März inthronisiert
worden ist. Da kam Tawadros, das Oberhaupt von immerhin 15 Millionen Kopten, hinein
in die Kirche und es fand eine herzliche Umarmung statt – es ist fast mehr als nur
eine Zeichen, das ist eine ganz intensive Aussage: Hier wollen wir zusammenarbeiten.“
Das
ganze Interview hören Sie durch Anklicken des Lautsprechersymbols oben links. Darin
geht es u.a. um die aktuelle Lage der Christen in Ägypten und den schwindenden Konsens
der Regierung Mursi in der ägyptischen Bevölkerung.