Eigentlich sind sich
alle westlichen Staatsoberhäupter und Regierungschefs einig: Somalia wirtschaftlich
und materiell zu unterstützen, bedeutet dem Terrorismus und Extremismus am Horn von
Afrika einen Riegel vorzuschieben. Das ist das Fazit einer Geberkonferenz für Somalia,
die kürzlich in London stattfand. Der Gastgeber und britische Premierminister David
Cameron brachte es so auf den Punkt: Fast die Hälfte der Somalier lebt von weniger
als einem Dollar pro Tag, deshalb sind sie eine leichte Beute für böswillige Menschen.
Der
Apostolische Nuntius für Somalia und Bischof von Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin,
sagt im Interview mit Radio Vatikan, dass in letzter Zeit schon viele Fortschritte
erreicht worden seien. Doch ohne den Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft
werde es das Land niemals schaffen, wieder auf die Füße zu kommen. Vor allem müsse
Somalia als Staat besser definiert werden, so Bertin.
„Die größten Herausforderungen
für Somalia sind derzeit die bewaffnete Opposition und das föderalistische Konzept,
dass der jetzige Präsident Hassan Sheikh Mohamud verfolgt. Entweder ist ihm nicht
klar, was er vorhat, oder er kann sein Konzept nicht durchsetzen. Derzeit herrscht
in dieser Hinsicht Unklarheit.“
Gewalt und Unterdrückung seien immer noch
Teil des somalischen Alltags, so Bertin, der aus Sicherheitsgründen in Dschibuti residiert.
„Was
ich bei meinen letzten beiden Besuchen in Mogadischu erlebt habe, ist die Tatsache,
dass die staatlichen Einrichtungen viel Unterstützung aus dem Ausland bekommen, aber
von der Bevölkerung noch nicht vollumfänglich akzeptiert werden. Das liegt wohl daran,
dass die Somalier seit 22 Jahren daran gewöhnt sind, keine staatliche Strukturen zu
haben.“
Die Regierung muss mit „leeren Taschen“ regieren, so Bertin. Seiner
Meinung nach sollte also die internationale Staatengemeinschaft der Regierung dabei
helfen, der somalischen Bevölkerung die staatlichen Strukturen in dem Land „schmackhaft
zu machen“.