Evangelisierung bedeutet
nicht Proselytismus, also eine Abwerbung von Andersglaubenden. Das hat Papst Franziskus
an diesem Mittwochmorgen beim Gottesdienst in der Casa Santa Marta betont. Vor Vatikan-Mitarbeitern
des vatikanischen Governatorats, des Gerichtshofes und der Gärtnerei sagte Franziskus:
„Ein
Christ muss Jesus Christus so verkünden, dass dieser auch akzeptiert, aufgenommen
und nicht abgelehnt wird. Bereits der Apostel Paulus wusste das. Er wusste, dass es
nicht einfach ist, die Botschaft Jesu bekannt zu machen und dass es nicht nur auf
seinen Einsatz ankam: Auch der Heilige Geist spielt eine Rolle. Die Wahrheit hat in
keiner Enzyklopädie Platz. Die Wahrheit ist eine Begegnung.“
Jesus habe
mit allen Menschen gesprochen, ob mit Sündern oder Gesetzeshütern, so der Papst.
„Ein
Christ, der das Evangelium weitertragen möchte, muss diesen Weg gehen: allen zuhören!
Jetzt ist eine gute Zeit für die Kirche: In den vergangenen 50/60 Jahren hat sich
einiges geändert. Als ich ein Kind war, hörte ich bei katholischen Familien sagen:
Nein, besucht diese nicht, weil sie nicht in der Kirche geheiratet haben! Oder man
schloss Menschen aus, weil sie Sozialisten oder Atheisten waren. Jetzt aber, Gott
sei Dank, sagt man das nicht mehr, oder? Sagt man noch Nein in solchen Fällen? Nein,
das sagt man nicht mehr! Das war wie ein Schutz des Glaubens, aber mit Mauern; doch
der Herr hat Brücken gebaut.“
Franziskus zitierte seinen Vorgänger Benedikt
und sagte, dass die Kirche „nicht durch den Proselytismus“ wachse. Ein Christ müsse
also wie Jesus Brücken statt Mauern bauen.