Papstmesse mit Bruderschaften: „Seid Missionare der zärtlichen Liebe Gottes!“
Rund 50.000 Angehörige
katholischer Bruderschaften, darunter auch aus Deutschland, halten sich gegenwärtig
auf Einladung des Vatikan zu einer internationalen Zusammenkunft in Rom auf. Höhepunkt
des Treffens war an diesem Sonntag die Messe mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz
anlässlich des „Jahres des Glaubens“.
Evangelientreue, Kirchlichkeit, Missionsstreben:
Mit diesen drei Begriffen charakterisierte Papst Franziskus die Bruderschaften, mit
denen er gemeinsam auf dem Petersplatz Messe feierte. Trotz des Regens war der Platz
voller Banner, Trachten, Kruzifixe und anderer Zeichen der Bruderschaften, Zeichen
einer lebendigen Tradition der Kirche. Franziskus:
„Über Jahrhunderte
sind die Bruderschaften Schmiede der Heiligkeit vieler Menschen gewesen, die in Einfachheit
eine intensive Beziehung zum Herrn gelebt haben. Geht entschlossen den Weg der Heiligkeit;
gebt euch nicht mit einem mittelmäßigen christlichen Leben zufrieden, sondern eure
Zugehörigkeit sei vor allem für euch ein Ansporn, Jesus Christus mehr zu lieben.“
Den ersten Begriff – Evangelientreue – griff Franziskus von seinem Vorgänger
im Papstamt auf.
„Wer Jesus, den Herrn, liebt, nimmt ihn und den Vater
in seinem Innern auf, und dank dem Heiligen Geist empfängt er das Evangelium in seinem
Herzen und in seinem Leben. Hier wird uns die Mitte gezeigt, von der alles ausgehen
und zu der alles hinführen muss: Gott lieben und Jünger Christi sein, indem man das
Evangelium lebt. Benedikt XVI. hat euch gegenüber das Wort ,Evangelientreue‘ gebraucht.
Liebe Bruderschaften, die Volksfrömmigkeit, die in euch einen bedeutenden Ausdruck
findet, ist ein Schatz, den die Kirche besitzt und den die lateinamerikanischen Bischöfe
bezeichnenderweise eine Spiritualität, eine Mystik genannt haben, die ein ,Raum der
Begegnung mit Jesus Christus‘ ist.“
Dieser „Raum der Begegnung
mit Christus“ charakterisiere sich durch die Pflege der Bräuche, die in ihrer Vielfalt
auf dem Petersplatz zu sehen seien, so der Papst. Franziskus betonte aber auch, dass
die Bruderschaften als Teil der Kirche leben – dies war der zweite Schwerpunkt seiner
Predigt. Die Volksfrömmigkeit sei legitime Weise, in der Kirche den Glauben zu leben,
zitierte er ein Dokument der lateinamerikanischen Bischöfe, an dem er selber mitgearbeitet
hatte.
Drittens betonte der Papst, dass sich diese Ausdrucks- und Lebensformen
des Glaubens nicht auf sich selbst beschränkten, sondern nach außen Wirkung zeigen,
er nannte dies das „Missionsstreben“. Die Bruderschaften haben hier einen besonderen
Auftrag, so der Papst:
„Nämlich die Beziehung zwischen dem Glauben und
den Kulturen der Völker, denen ihr angehört, lebendig zu erhalten – ihr tut dies durch
die Volksfrömmigkeit.“
Diese Volksfrömmigkeit sei nichts etwas
rein Äußerliches, sondern ein Hinweis auf die Zentralität des österlichen Geheimnisses.
Sie bezeuge für die jeweilige Umwelt, dass man ganz konkret mit dem eigenen Leben
Christus nachfolgen könne.
„Diesen Glauben, der aus dem Hören auf das
Wort Gottes hervorgeht, bringt ihr in Formen zum Ausdruck, welche die Sinne, die Gefühle
und die Symbole der verschiedenen Kulturen einbeziehen. Und auf diese Weise tragt
ihr dazu bei, ihn den Menschen zu vermitteln, besonders den einfachen, denen, die
Jesus im Evangelium ,die Kleinen‘ nennt.“
Wallfahren und Pilgern
etwa sei bereits ein „Akt der Evangelisierung“, betonte der Papst. Und diese Aufgabe
gab Franziskus den Bruderschaften auch neu mit auf den Weg:
„Jeder Christ
und jede Gemeinschaft ist in dem Maße missionarisch, in dem sie das Evangelium bringt
und lebt und die Liebe Gottes zu allen, besonders zu den Notleidenden bezeugt. Seid
Missionare der zärtlichen Liebe Gottes!“