2013-05-02 13:13:54

D: Evangelischer Kirchentag - Die ganze Ökumene


RealAudioMP3 Christen sollten nicht nur in der Gesellschaft leben, sondern sie auch mit gestalten wollen. Diesen Gedanken brachte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck mit zum evangelischen Kirchentag nach Hamburg. Bereits vor dem Kirchentag, aber auch im Motto „Soviel du brauchst“ wurde die weltweite Armut als eines der zentralen Themen angesprochen. Kirchentagspräsident Gerhard Robbers erklärte, dass man denen beistehen müsse, die nicht hätten, was sie brauchen - und das gelte für materielle Armut genauso wie für den Mangel an Gemeinschaft, Hoffnung oder religiöser Erfüllung.

Ein weiteres Thema: Die Ökumene. Vor diesem 34. Kirchentag war ihre Bedeutung immer wieder unterstrichen worden. Im Rahmen des Eröffnungsgottesdienstes auf dem Rathausmarkt war sie dann sehr präsent: Unter den Vorbereitern der Liturgie war auch ein katholischer Pfarrer, Pater Martin Löwenstein. Im Interview erklärt er uns, warum ein katholischer Priester und Pfarrer einer Hamburger Gemeinde beim evangelischen Kirchentag mithilft, eine Liturgie zu gestalten.

„Weil es in Hamburg ist. Das hat sehr viel damit zu tun, dass die Ökumene hier in Hamburg sehr gut verwurzelt ist und ein sehr breites Spektrum hat. Die evangelische Kirche ist hier sehr vielfältig, die Mennoniten sind in der Ökumene traditionell stark, auch die Baptisten genauso wie die Reformierten bis hin zu Adventisten und anderen. Aber es gibt eben auch Altorientalen und Orthodoxe. Das heißt, dass hier eine ganz breite Ökumene existiert, die präsent ist wie nirgendwo sonst in Deutschland. Deswegen war es naheliegend, dass das auch beim Gottesdienst zur Eröffnung zum Ausdruck kommen sollte. Natürlich war die Wahrnehmung sehr stark, dass ein Katholik die Liturgie mit vorbereitet hat, aber das Ganze ist zu sehen vor dem Hintergrund einer traditionell starken Ökumene in Hamburg.“

Der ökumenische Gottesdienst als solcher findet ja erst an diesem Donnerstag statt, aber die Eröffnung am Mittwochabend war auch schon stark im Zeichen der Ökumene. Haben wir also einen evangelisch – ökumenischen Kirchentag?

„Was man nicht unterschätzen darf: Die evangelische Kirche in Deutschland ist als solche ja schon einmal ökumenisch, weil sie verschiedene Landeskirchen verbindet, und zwar auch mit verschiedenen konfessionellen Hintergründen. Von daher ist das ein Teil der normalen Kirchentagstradition. Das zweite ist, dass es für das evangelische Selbstbild entscheidend ist, diese Offenheit zu erleben und zu ermöglichen. Das ist der Beitrag der Evangelischen zur Ökumene. Ich vermute mal, Katholiken kämen nicht auf die Idee, Ähnliches beim Katholikentag zu machen. Der Beitrag der Katholiken zur Ökumene ist eher das Betonen der kirchlichen Identität und des kirchlichen Profils. Beides zusammen macht die Ökumene spannend.“

Wie haben wir uns dann diese Eröffnungsliturgie vorzustellen? Es war dann offensichtlich kein klassischer lutherischer oder reformierter Gottesdienst.

„Alles was wir als Vorstellung haben und sagen, das eine ist doch evangelisch und das andere katholisch, stimmt ja am Ende nicht. Der Gottesdienst hat die Grundstruktur eines jeden christlichen Gottesdienstes, die wir dem jüdischen Gottesdienst verdanken. Es ist nicht spezifisch katholisch oder evangelisch, das Wort Gottes zu hören, eine Predigt zu halten, Fürbitten zu lesen und ein Glaubensbekenntnis zu sprechen. Das haben wir gemeinsam. Das zu entdecken und in dieser Form gemeinsam Gottesdienste zu feiern ist etwas, was hier in Hamburg sehr leicht fällt und Spaß macht, weil es wirklich profilierte Kirchen sind, die das miteinander machen. Das Ganze geht nicht auf in einem Einheitsbrei, wo man sich konfessionell nicht mehr wiedererkennen würde.“

(rv 02.05.2013 ord)







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