2013-04-28 15:37:55

Pakistan: Katholik widerspricht Diskriminierungs-These


Der katholische pakistanische Politiker Paul Bhatti, bis März Sonderberater der Regierung für religiöse Minderheiten, sieht keine Anzeichen für eine allgemeine Christenverfolgung in seiner Heimat. In Pakistan habe „Diskriminierung selten mit Religion zu tun“, sagte er in einem Interview mit „Spiegel online“ (Sonntag). Viele Christen lebten am unteren Rand der Gesellschaft und würden deshalb herabwürdigend behandelt, „aber nicht, weil sie Christen sind“.

Bessergestellte Christen dagegen wie Ärzte, Ingenieure oder Geschäftsleute hätten ein gutes Leben. „Hier in Pakistan werde ich von allen respektiert, ich wurde nie schlecht behandelt, nur weil ich Christ bin“, sagte Bhatti, der selbst Mediziner ist.

Sein Bruder Shahbaz Bhatti war im Frühjahr 2011 als Minderheitenminister und Kritiker des Blasphemiegesetzes erschossen worden. Daraufhin wurde Paul Bhatti von der Regierung zum Sonderberater berufen. In der kommenden Woche will er auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung am Evangelischen Kirchentag in Hamburg teilnehmen.

Um die Situation der christlichen Minderheit in Pakistan zu verbessern, müsse man „Armut bekämpfen und für Bildung sorgen“, forderte Bhatti weiter. „Christen könnten auf diese Weise ihren Lebensstandard erhöhen. Und Muslime, insbesondere die Prediger, könnten ihre eigene Religion besser verstehen“. Besonders die wirtschaftliche Lage in Pakistan habe sich seit Jahren
verschlechtert. Unter fehlendem Fortschritt und Instabilität litten Minderheiten mehr als andere, so Bhatti.

Das pakistanische Blasphemiegesetz nahm er vor einer Pauschalverurteilung in Schutz. „Wenn man es innerhalb der vom Islam vorgegebenen Grenzen anwendet, ist dagegen nichts einzuwenden“, sagte Bhatti. Das Gesetz werde aber oft bei Streitereien als Waffe missbraucht. „ Das müssen wir verhindern.“ Opfer einer religiösen Hetze würden dabei nicht nur Christen, sondern „auch Muslime, denen zu Unrecht Blasphemie vorgeworfen wird“.

Darüber hinaus beklagte Bhatti ein niedriges Niveau in vielen Koranschulen. „So viele wurden einer Gehirnwäsche unterzogen und darauf vorbereitet, im Namen der Religion zu töten.“ Der einzige Weg sei, mit den muslimischen Geistlichen in Dialog zu treten. Islam und Christentum seien sich „sehr nah“, und er sei überzeugt, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens zusammenleben könnten.

(kna 28.04.2013 mc)








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