2013-04-26 11:09:47

Syrien: „Düstere Lage“


RealAudioMP3 Die Sorge um die entführten Bischöfe in Syrien wächst mit jedem Tag. Der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Yohanna Ibrahim, und der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo und Iskenderun, Boulos Yazigi, sind seit Montag verschwunden. In der Zwischenzeit gab es widersprüchliche Angaben zu ihrem Verbleib, Meldungen zu ihrer Freilassung mussten kurz darauf wieder dementiert werden. Missio-Referent Matthias Vogt beschreibt die Lage in dem umkämpften Land als düster, besonders für Christen. Er befürchtet, dass islamistische Kräfte hinter der Entführung stecken könnten, doch Klarheit über die Identität der Entführer gibt es bislang nicht:

„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es Regierungstruppen sind, denn die bisherige Regierung von Baschar al-Assad hat die Kirche eigentlich geschützt. Man muss also vermuten, dass es sich um Anhänger der Opposition und wahrscheinlich um islamistische Kräfte handelt.“

Im Domradio-Interview verleiht Matthias Vogt seiner Sorge darüber Ausdruck, dass die Lage der Christen im Land immer gefährlicher werden könnte. Zwar sei es noch nicht zu einem ausgewachsenen Religionskonflikt gekommen:

„Aber Christen sind in den letzten Wochen und Monaten immer gezielter ins Visier von Aufständischen getreten. Es gab einmal Zerstörung von Kirchen, wie von allen Gebäuden, einfach durch Kriegseinwirkung. Kirchenvertreter berichten aber, dass sich hier und da offenbar gezielt Autobomben vor kirchlichen Einrichtungen gefunden haben, teilweise konnten sie noch entschärft werden, teilweise sind Gebäude beschädigt worden. Es wird berichtet, dass sich islamistisch anmutende Kräfte in kirchlichen Gebäuden gezielt verschanzen, die dann auch Zielobjekt werden vom Beschuss von Regierungsgruppen und so zerstört werden. Es gibt zahlreiche Entführungen, nicht nur von Christen, sondern auch von Muslimen, aber eben von der besonders schwachen Gruppe der Christen, die fühlen sich besonders verwundbar und die Angst unter den Christen ist sehr sehr groß in Syrien.“

Die Stimmung unter den syrischen Bischöfen sei sehr gedrückt, berichtet der Missio-Referent. Er habe insbesondere Kontakte zu Bischöfen in die Gegend um Damaskus, die geradezu deprimiert seien:

„Sie schreiben, der Hirte der Herde wird geschlagen und die Herde zerstreut sich, also sie haben Angst, gerade jetzt durch diese neue Kategorie der Bischofsentführungen, dass die Gläubigen vor der Situation noch größere Angst bekommen und sich ins Ausland wenden und versuchen, Syrien zu verlassen. Sie wissen im Moment keinen richtigen Ausweg, wo es hingehen könnte. Sie haben noch einmal die Christen aufgerufen, im Land zu bleiben, sie wissen aber selbst, wie gefährlich es ist.“

Es sei schwierig vorauszusehen, wie sich die Lage in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten weiter entwickeln wird, erklärt Matthias Vogt:

„Im Moment ist die Lage leider sehr düster. Ich sehe keinen Ausweg. Keine der beiden Konfliktparteien kann diesen Krieg kurzfristig gewinnen und die Christen und andere kleinere Gruppen und insgesamt die friedliche Zivilbevölkerung haben ganz schwer darunter zu leiden. Wann das ein Ende nimmt, kann im Moment niemand sagen.“

Die beiden orthodoxen Geistlichen waren Medienberichten zufolge auf dem Rückweg von einem Besuch in einem Dorf nahe der türkischen Grenze, als ihr Auto kurz vor Aleppo von Bewaffneten angehalten wurde. Die beiden kamen offenbar von Verhandlungen, um die Freilassung zweier vor mehreren Monaten entführter Priester zu erreichen. Yazigi ist der Bruder des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X. Yazigi.

(domradio 26.04.2013 cs)








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