Ein Lösungsweg, damit
in Syrien endlich wieder Frieden herrscht, ist eine radikale Verfassungsänderung.
Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Jesuitenpater Paolo Dall´Oglio, der seit 30
Jahren in dem Land tätig ist. Dort hat er die monastische Gemeinschaft von Deir Mar
Mussa gegründet. 2011 wurde er des Landes verwiesen, momentan lebt er im irakischen
Kurdistan.
„Ein gesunder Realismus verbunden mit mutiger Hoffnung müsste
dazu führen, dass sich die Weltgemeinschaft vereint für die Förderung der Demokratie
in Syrien einsetzen soll. Das Land braucht Eigenständigkeit und neue Wege, damit wieder
Eintracht in dem Land herrscht. Es kann nicht sein, dass eine einzige Partei, die
Fäden des ganzen Landes hält. Deshalb bin ich dafür, dass Syrien sich in einen föderalen
Staat umwandelt. Das würde im Übrigen auch jede Racheaktion verhindern, die es bei
einem Regimefall geben könnte.“
Das Schicksal der beiden entführten orthodoxen
Bischöfe ist weiterhin unklar. Die Lage der Christen sei allgemein schwierig, so Pater
Dall´Oglio.
„Leider haben sehr viele Christen das Land verlassen. Der Bürgerkrieg
hier betrifft aber vor allem die Schiiten und Sunniten. Die Christen haben dasselbe
Schicksal erlebt wie ihre Glaubensbrüder im Irak: Sie sind zwischen den Fronten geraten,
ohne dass sie es wollten. Wenn sich aber die Situation umkehren wird, dann glaube
ich, dass die Christen eine Schlüsselrolle bei der Wiederversöhnung einnehmen werden.“