2013-04-22 11:51:13

Syrien: „Wir sind Opfer eures Zögerns“ – Chaos im Libanon


RealAudioMP3 Statt über die Bewaffnung der Rebellen in Syrien zu diskutieren, sollte Europa lieber einen langfristigen Friedensplan für das zerrüttete Land entwickeln. Dazu hat eindringlich der griechisch-melkitische Patriarch von Antiochien im Interview mit Radio Vatikan aufgerufen: „Wir sind Opfer eures Zögerns“, so Gregorius Laham III., der in diesen Tagen in Rom Papst Franziskus traf. Aus Syrien kommen derweil weiter erschreckende Nachrichten: In der Nähe von Damaskus sollen Truppen von Baschar al-Assad laut Medienberichten von diesem Montag zahlreiche Menschen getötet haben. Bei einem Angriff der Stadt Dschdaidet al-Fadl seien mindestens 80 Menschen durch Kämpfe, Bomben und Massenhinrichtungen gestorben, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Patriarch Gregorius ergreift im Gespräch mit uns das Wort für die Christen im Land:

„Wir sind die Opfer eures Zögerns. In diesem Augenblick gibt es unheimlich viele Christen unter den Opfern. Doch das wird nicht zur Kenntnis genommen, es gibt eine offenkundige Ungerechtigkeit in der Erwägung und Bewertung der Situation. Wir sterben, wir sind jeden Tag Opfer des Chaos, laufen Gefahr, entführt zu werden, Explosionen zum Opfer zu fallen, Bomben, die auf Schulen, Fabriken, Universitäten, Kirchen fallen oder einfache Fußgänger treffen können. Das Problem ist nicht ,bewaffnen‘ oder ,nicht bewaffnen‘, sondern die Frage, wie in diesem Land, das leidet, Frieden geschaffen werden kann.“

Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) gab jetzt bekannt, dass bis Ende 2013 fast die Hälfte aller Syrer voraussichtlich humanitäre Hilfe brauchen werden, sollten die Kämpfe nicht bald gestoppt werden. Patriarch Gregorius sorgt sich um eine Destabilisierung der gesamten Region. Vor allem der Libanon stehe angesichts des Krieges im Nachbarland schon vor der Zerreißprobe, so Gregorius. Angesichts der Flüchtlingsflut geht der libanesischen Regierung das Geld aus, berichtet im Gespräch mit Radio Vatikan der Leiter von Caritas Libanon, Pater Simon Faddoul:

„Die Zahl der syrischen Flüchtlinge im Libanon wächst in unglaublicher Weise. Die libanesische Regierung sprach in diesen Tagen von 1,2 Millionen syrischen Flüchtlingen, was zahlreiche Bedürfnisse und mögliche Probleme bedeutet. Vor allem Unterkünfte sind aktuell ein Problem, auch die Ressourcen werden immer weniger, davor haben auch die Vereinten Nationen gewarnt. Die libanesische Regierung hat einen Aufruf zur Finanzierung ihrer Aktivitäten gestartet; sie haben bisher keinen Cent gesehen.“

Die Flüchtlingsflut bringe etwa auch ein Anwachsen der Kriminalität mit sich, so Pater Faddoul. Im Nordlibanon, wo es weiter zu Spannungen zwischen Alawiten und Sunniten kommt, sei die Kriminalitätsrate auf 120 Prozent angestiegen, zitiert der Geistliche einen Bericht des libanesischen Innenministeriums.

(rv/diverse 22.04.2013 pr)







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