Christen und andere Einwohner des Irak sollten nicht in religiösen und ethnischen
Enklaven leben. Das sagte der chaldäische Patriarch Louis Rapahel Sako laut Agentur
Fides in einem Interview mit dem Fernsehsender al-Arabiya, das an diesem Freitage
Abend im Irak ausgestrahlt werden soll. Die Militarisierung des Arabischen Frühlings
sei ein Verlust für alle, so der Patriarch. Bezüglich einiger Gerüchte über die mögliche
Schaffung einer autonomen Sonderregion für irakische Christen betonte er, dass weder
Christen noch andere konfessionelle oder ethnische Gruppen in eine Art Ghetto eingeschlossen
werden sollten. Eine Aufteilung des Staatsgebiets in verschiedenen Sektoren wäre nach
Ansicht des Patriarchen eine veraltete Lösung für die Probleme des Nahen Ostens, wo
die einzige angemessene Perspektive die Anerkennung des Prinzips der gleichen staatsbürgerlichen
Rechte für alle wäre, „egal ob es sich um Muslime, Christen, Araber, Kurden oder Turkmenen
handelt“. Aus demselben Grund erscheint dem Oberhaupt der chaldäische Kirche auch
die mögliche Schaffung eines islamischen Staates im Irak als unangebracht: „Die Welt
hat sich verändert, es gibt Pluralität und Diversifizierung“, so der Patriarch zu
politischen Plänen, die die Details des Lebens der Individuen und der Gemeinschaft
auf der Grundlage von Bestimmungen aus den Heiligen Schriften regulieren wollen.