2013-04-15 11:35:00

Irak/Österreich: Bischof Scheuer mahnt zu Solidarität mit Christen


RealAudioMP3 Die Solidarität des Westens mit den letzten Christen im Irak darf nicht nachlassen, damit diese in ihrem Heimatland eine Zukunft haben. Das sagte der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer zum Abschluss eines Besuchs im Irak im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Scheuer war letzte Woche in der autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak sowie in den Regionen Kirkuk und Mossul unterwegs, um Gespräche mit religiösen und politischen Verantwortlichen zu führen und Christen in Städten und Dörfern zu besuchen.

„Die Situation, in der sich die Christen befinden, ist sicher dramatisch, ich hoffe aber sehr, dass das christliche Zeugnis im Irak lebendig bleibt. Die Menschen, von denen viele stark traumatisiert und mehrfach entwurzelt sind, brauchen das Gefühl, nicht vergessen zu sein. Neben konkreten Besuchen ist genauso materielle Hilfe für soziale und pädagogische Projekte notwendig. Dabei gilt es in erster Linie, auf die im Land selbst vorhandenen Ressourcen zu setzen.“

Der Bischof warnte davor, mit westlicher Vorstellung von Effizienz und Logik an die Menschen in diesem so komplexen und teilweise widersprüchlichen Land herangehen zu wollen. Lösungen müssten vor Ort gefunden und praktiziert werden. Vor dem Irakkrieg 2003 lebten gut 800.000 Christen verschiedenster Konfessionen im Irak. Inzwischen sind es nur mehr halb so viele. Rund 1.000 Christen wurden bei Terroranschlägen getötet. Viele flohen aus dem Süden und Zentralirak in den relativ sicheren Norden.

Hintergrund
In der Erdölmetropole Kirkuk war Scheuer mit dem Bagdader chaldäischen Weihbischof Shlemon Warduni, dem Vize-Gouverneur der Provinz Kirkuk, Rakan Said, sowie führenden muslimischen Scheichs und Imamen zusammengetroffen. In Erbil, Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan, führte Scheuer Gespräche mit dem chaldäisch-katholischen Erzbischof Bashar Warda, dem Gouverneur der Provinz Erbil, Nawzad Hady, sowie mit dem für die christliche Minderheit in der kurdischen Regierung zuständigen Generaldirektor Khalid Jamal Alber. Im Norden Kurdistans besuchte Bischof Scheuer gemeinsam mit österreichischen und italienischen Journalisten zahlreiche christliche Dörfer, in denen die in Linz beheimatete "Initiative Christlicher Orient" (ICO) seit vielen Jahren Hilfsprojekte durchführt.

Diese Dörfer wurden in den 1970er-Jahren vom Regime Saddam Husseins zerstört, die Bevölkerung musste in den Süden des Landes übersiedeln. Nach dem Sturz des Diktators 2003 wollten die neuen kurdischen Machthaber die Christen zurückholen und bauten viele der Dörfer wieder auf. Den aus Bagdad und anderen Provinzen in den Norden geflohenen Christen fehlt es aber vielfach an Erwerbsmöglichkeiten und Infrastruktur.

(kap 15.04.2013 mg)







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