Präsident Thein Sein zeigt sich äußerst beunruhigt über die religiös motivierte Gewalt
im Zentrum von Burma. In seiner Neujahrsansprache sprach er am Sonntag von „schwarzen
Punkten der Spaltung, von Konflikten und Instabilität“, die „mit dem Beginn des demokratischen
Prozesses im letzten Jahr“ aufgebrochen seien. Der frühere General rief seine Landsleute
dazu auf, der Gewalt entgegenzutreten. Bei Unruhen zwischen Buddhisten und Muslimen,
die von der Stadt Meiktila ausgingen, sind im März mindestens 43 Menschen ums Leben
gekommen; mehrere Moscheen wurden zerstört. Die Krise bedeutet eine der wichtigsten
Herausforderungen für das Regime von Thein Sein. Seit Abschaffung der Zensur sind
Spannungen nicht mehr so leicht einzudämmen wie zuvor. 2012 waren im Westen Burmas
etwa 180 Menschen getötet und 120.000 obdachlos geworden, als es zu Zusammenstößen
zwischen Buddhisten und Muslimen von der Rohingya-Minderheit kam.
Der Leiter
des Islamrates für religiöse Angelegenheiten in Burma, Nyunt Maung Shein, erklärte
gegenüber der Nachrichtenagentur afp, die Muslime lebten jetzt im ganzen Land in Angst
und Schrecken. Sie fühlten sich als Sündenböcke für alles, was die demokratische Öffnung
des Landes an Unsicherheiten mit sich bringe. Wörtlich meinte er: „Alle Muslime fragen
sich, wie sie mitten in dieser buddhistischen Gesellschaft überleben sollen.“ Selbst
wenn die Regierung „diese Krankheit heilen“ wolle, würde das „Jahrzehnte dauern“.
Früher sei bei Unruhen immer gleich das Militär eingeschritten; jetzt seien „mehrere
Etappen zu durchlaufen, bis Entscheidungen getroffen werden können“. Die letzte Volkszählung
vor dreißig Jahren hatte einen islamischen Bevölkerungsanteil von vier Prozent ergeben;
neuere Schätzungen sprechen von bis zu zehn Prozent.