In Syrien fordert
der Bürgerkrieg immer weitere Opfer. Der Konflikt war im Zentrum der Besprechungen
auf dem G8-Gipfel in London, doch auch bei den Vereinten Nationen bereitet die Härte
des Konflikts Sorgen. Wie Diplomatenkreise verlauten ließen, gebe es „konkrete Beweise”
für einen mindestens einmaligen Einsatz von Chemiewaffen durch das syrische Regime.
Unterdessen sind erst an diesem Donnerstag mindestens 69 Menschen in der Provinz von
Dar'a ums Leben gekommen, mehr als die Hälfte davon Zivilisten. Nach Angaben von lokalen
Rebellengruppen hätten Regierungstruppen gewaltsam auf die Flucht von Soldaten reagiert,
die in einigen Dörfern der Provinz Zuflucht gesucht hätten. Dabei seien auch Frauen
und Kinder bewusst getötet worden. Auch in Aleppo, einst wirtschaftliche Hauptstadt
des Landes, sei die Situation dramatisch: Heute leben die Menschen in schrecklicher
Armut, erzählt der chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, gegenüber Radio Vatikan:
„Es gibt keine Arbeit. Die Menschen sind arm geworden, alles ist teuer
und der Krieg tobt um uns herum. Und all das ruft Besorgnis und Bitterkeit in den
Menschen hervor. In diesem Umfeld feiern wir nun eine Messe mit allen Priestern der
Pfarrei von Cheikh Maksoud, dem mittlerweile verlassenen christlichen Viertel auf
einem Hügel nicht weit von hier, aber auch mit allen Caritas-Mitarbeitern, um ein
Zeugnis der Solidarität zu geben.“
Der Bischof, der auch Präsident der
syrischen Caritas ist, zeigt sich besonders über die extreme Solidarität der Menschen
erfreut, die selbst nichts oder nur wenig zum Leben haben:
„Alle zeigen
sich solidarisch. Die Ärmsten sind diejenigen, die die größte Sensibilität dabei haben,
den Menschen zu helfen, die noch ärmer sind als sie. Und das ist wirklich ein schönes
Zeugnis. Für mich das wichtigste Zeugnis!“
Die Caritas tue alles in ihrer
Macht stehende, um den Menschen vor Ort zu helfen und Essen und Medizin bereit zu
stellen. Die Menschen in Syrien, so der Bischof, hätten einen tiefen Respekt für die
Arbeit der Caritas und der Kirche, viele freiwillige Helfer seien in das tägliche
Geschäft eingebunden. Doch die Situation vor allem in den Krankenhäusern sei dramatisch:
„Vor
zwei Tagen war ich bei den Schwestern vom heiligen Josef zu Besuch, die in Aleppo
ein sehr wichtiges Krankenhaus führen. Sie haben mir gesagt, dass sie keine Ärzte
mehr haben, denn diese seien unter Drohungen dazu gezwungen worden, aus Syrien zu
fliehen. Das ist ein schlimmes Problem. Wir brauchen diese Spezialisten, die dazu
gezwungen werden, abzureisen, weil sie Angst haben, entführt oder getötet zu werden.“
Die
Aufmerksamkeit, die die Weltgemeinschaft den Syrern und ihrer Notlage schenke, sei
zumindest ein Trost, so Bischof Audo:
„Ich möchte zunächst einmal allen
danken, die sich für uns einsetzen. Die gesamte Weltkirche betet für uns. Auch Papst
Franziskus hat an Ostern über Syrien gesprochen. All diese Gesten helfen uns wirklich
sehr. Wir verlieren nicht die Hoffnung auf den Frieden! Wir versuchen unser Möglichstes,
damit die Christen in Syrien und in der Welt ein Zeichen der Hoffnung auf Frieden
und Versöhnung bleiben.“