2013-04-11 14:56:44

Marx: „Pacem in terris“ als politische Friedensethik


RealAudioMP3 Papst Franziskus hat an diesem Donnerstag die Enzyklika „Pacem in terris“ (Frieden auf Erden) von Johannes XXIII. gewürdigt. Der 50. Jahrestag der Enzyklika, die am 11. April 1963, veröffentlicht wurde, solle ein Impuls sein, sich immer dafür einzusetzen, dass es Frieden und Versöhnung auf allen Ebenen gebe, so Franziskus.

Wie aktuell das Anliegen des Roncalli-Papstes immer noch ist, daran lassen die vielen Konflikte auf der Welt – etwa in Syrien, im Nahen Osten oder in Mali - keine Zweifel. Es gilt als eines der wichtigsten kirchlichen Dokumente des 20. Jahrhunderts.


50 Jahre jung ist das Schreiben „Pacem in terris“ (Frieden auf Erden) von Johannes XXIII. Zwei Monate vor seinem Tod veröffentlichte er den Text, in dem er die Menschenrechte anerkannte und damit eine Wende hervorrief. Nicht nur in der heutigen Zeit ein höchst aktueller Text, erklärt Kardinal Reinhard Marx im Interview mit dem Domradio.

„Damals lag ja mit dem Kalten Krieg eine sehr brisante Situation vor, und die Kirche hatte durchaus einen festen Standpunkt gegen den Kommunismus. Und dann ein Wort zu wagen, das über die Blockaden hinausgeht, das neue Perspektiven eröffnet und einen neuen Horizont aufreißt, das ist Papst Johannes zwei Monate vor seinem Tod wirklich gelungen mit dieser Enzyklika. Sie stellt immer noch einen großen Text für die Friedensethik und überhaupt für die politischen Aussagen der Kirche dar.“

Doch nicht nur für die Kirche sollte das Schreiben ein Programm sein. US-Präsident John F. Kennedy zeigte sich höchst beeindruckt von der politischen Enzyklika, nachdem er sie zum ersten Mal gelesen hatte. Er sagte über das Schreiben: „Als Amerikaner habe ich von der Enzyklika gelernt.“ Und auch heute muss die Kirche Stellung beziehen und Ratgeber für die Politik sein. Der Erzbischof von München und Freising Marx sieht auch die Bereitschaf dazu:

„Es gibt eine Offenheit in allen Bereichen, auch auf die Kirche zu schauen. Nicht, dass die Politiker nur auf unsere Stellungnahmen warten und diese dann umsetzen, aber gerade im Bereich des Militärs, in Fragen der Politik und der Wirtschaft erlebe ich, dass man interessiert und offen ist und die kirchliche Position vielleicht nicht direkt übernimmt, aber offen diskutiert, wenn sie gut begründet ist.“

Der damalige Papst richtete sich mit der Enzyklika „Pacem in Terris“ ausdrücklich nicht nur an Katholiken, sondern „an alle Menschen guten Willens“. Er schärfte das Bewusstsein für die Rechte der Arbeiter und die Anerkennung der Frau in der Gesellschaft. Diese Menschenrechte bezeichnete er als Grundlage internationaler Politik. Doch das wirklich Neue in der Enzyklika sei die Perspektive auf den sogenannten „gerechten Krieg“, erklärt Kardinal Marx.

„Er hat im Grunde genommen den Stein herausgelöst aus dem Gebäude des "gerechten Krieges", so dass diese Perspektive eines "gerechten Krieges" hinter uns geblieben ist. Es gibt keinen gerechten Krieg, es gibt in extremen Situationen eine gerechtfertigte Gewaltanwendung, die aber verheerende Folgen hat und die man dann auch verantwortlich aufarbeiten muss. Aber dass er an der Vorstellung eines "gerechten Krieges" gerüttelt hat, ist sehr wichtig. Von ihm wurde das das System des "gerechten Krieges" zum ersten Mal systematisch in Frage gestellt. Die Konfliktlösung auf diplomatischem Wege ist eigentlich immer die Lehre der Kirche gewesen. Gewaltanwendung war immer ultima ratio.“

(Domradio 11.04.2013 pd)







All the contents on this site are copyrighted ©.