Sonntag Abend: Papst nimmt seine Kathedrale in Besitz
An diesem Sonntag
Abend wird der neue Papst seine Kathedrale in Besitz nehmen: Nein, es ist nicht der
Petersdom, sondern die Basilika San Giovanni in Laterano. Radio Vatikan überträgt
die Messfeier live mit deutschem Kommentar ab 17 Uhr. Vor Beginn der Messe will Franziskus
zum ersten Mal auf seinem Bischofsstuhl in San Giovanni Platz nehmen; Vertreter der
römischen Kirche werden ihm Treue geloben. Hausherr in San Giovanni ist der Generalvikar
des Papstes für sein Bistum, Kardinal Agostino Vallini. Dieser sagte uns in einem
Interview: „Rom liebt den Papst. Das höre ich von allen, wenn ich Pfarreien
besuche. Viele bitten mich, dafür zu sorgen, dass der Papst ihre Pfarrei besucht.
Ich habe dann immer gefragt: Warum denn? Und die Leute antworten: Wir wissen nicht
wie, aber er hat uns irgendwie ans Herz gerührt. Als ich dem Heiligen Vater das erzählt
habe, meinte er: Das bin nicht ich, sondern der Herr, der sich auch meiner bedient.
Das römische Volk blickt mit großer Bewunderung und Zuneigung auf seinen Bischof.“
Dass es zwischen den Römern und dem transatlantischen Papst funkt, hat auch
mit seinen ersten Worten unmittelbar nach der Wahl zu tun. Bei seinem ersten öffentlichen
Auftritt auf der Mittelloggia von Sankt Peter hatte Franziskus am 13. März erklärt,
jetzt fange der „Weg des Bischofs mit seinem Volk“ an. Vallini erklärt: „Hinter
diesen Worten steckt ein theologisches Motiv, denn der Papst ist ja nur in der Hinsicht
Papst, dass er Bischof von Rom ist. Er wollte also unterstreichen, dass die Quelle
seines Papstamtes für die ganze Welt in der Tatsache liegt, dass er zum römischen
Bischof gewählt worden ist. Und darum kommt er jetzt, um von seiner Kathedrale San
Giovanni in Laterano Besitz zu ergreifen.“ Viele Beobachter hatten aufgehorcht,
dass Franziskus sich zunächst nicht als Papst, sondern als „Bischof von Rom“ bezeichnet
hat. Was wird diese Sicht des Papstamtes denn konkret für dieses Pontifikat bedeuten? „In
meiner Interpretation bedeutet das seine Sensibilität, wirklich in konkreter Form
der Hirte einer spezifischen Ortskirche zu sein. Ich habe schon festgestellt, dass
er großes Interesse am Leben in den römischen Pfarreien hat; er wird im Mai und nach
den Sommerferien jeweils eine Pfarrei besuchen. Er wird im Juni den Diözesankongress
eröffnen, er wird sich mit sämtlichen Priestern Roms im September treffen, zum Auftakt
des Pastoraljahres – und das alles zeigt doch sehr deutlich seine Entschlossenheit,
unserer Kirche nahe zu sein und sie zu leiten. Wir wissen ja auch, dass er als Erzbischof
sehr präsent in Buenos Aires gewesen ist. Wir freuen uns darauf, ihn – soweit das
mit dem Petrusdienst vereinbar ist – am Leben des Bistums beteiligt zu sehen.“ (rv
07.04.2013 sk)