2013-04-06 12:02:53

Italien: L´Aquila vier Jahre nach dem Beben


RealAudioMP3 Auch vier Jahre nach dem Erdbeben in den Abruzzen ist die Kleinstadt L´Aquila von einem Wiederaufbau noch weit entfernt. Dies sagt der Erzbischof von L´Aquila, Giuseppe Molinari, im Interview mit Radio Vatikan. 309 Menschen kamen bei dem nächtlichen Erdbeben am 6. April vor genau vier Jahren ums Leben, unter ihnen zahlreiche junge Studenten, die dem Einsturz ihres Wohnheims zum Opfer fielen. Die italienische Politik, und in erster Person der damalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi, hatten einen Wiederaufbau der historischen Stadt innerhalb eines Jahres versprochen – doch die Realität sieht anders aus, so Erzbischof Molinari:

„Zu Beginn habe ich versucht, die Dinge optimistisch zu sehen, denn ich habe gehört, dass L´Aquila die größte Baustelle Europas werden sollte. Man sprach von Geldern, die bereit gestellt würden, von der Wirtschaft, die wieder auf die Beine kommen würde… Ein apulischer Bischof, den ich einige Wochen nach dem Beben getroffen hatte, sagte zu mir: ‚Giuseppe, glaubst du denn wirklich, dass diese Gelder kommen werden?’ Mir schien das der Gipfel des Pessimismus zu sein, doch nach vier Jahren muss ich ihm Recht geben, der vielleicht analoge Situationen erlebt hatte und die Realisierung dieser Versprechen als so unwahrscheinlich einschätzte. Davon abgesehen, kam dann die große Krise. Und dennoch habe ich immer wieder versucht, daran zu erinnern, dass man an sich hätte anfangen können, etwas zu tun – denn das liegt nach wie vor in der Verantwortung der Politik, der öffentlichen Verwaltung.“

Im historischen Stadtzentrum, das für seine Schönheit berühmt war, scheint die Zeit nach dem Erdbeben einfach stehen geblieben zu sein – nach wie vor gibt es zahlreiche Gebäude, die nicht zugänglich sind. Um die Stadt herum sind Wohnsilos hoch gezogen worden, die den Bürgern eine vorläufige Behausung geben sollten. Doch eine Rückkehr ins Zentrum ist noch nicht absehbar. Erst kürzlich hatte Papst Franziskus dazu eingeladen, die Peripherien der Welt zu erneuern. Diese Botschaft macht auch dem Erzbischof von L’Aquila Mut:

„Das Erdbeben hat uns noch weiter in die Peripherie abgedrängt, deshalb sehen wir Papst Franziskus als unseren Verbündeten an. Seine Botschaft lenkt die Aufmerksamkeit auf alle „Letzten“, auf die Peripherien der Welt und unseres Daseins. Und seit vier Jahren fühlen wir uns als Peripherie. Doch wir geben die Hoffnung nicht auf.“

(rv 06.04.2013 cs)








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