Brasilien: Wahrheitskommission untersucht Verbrechen der Militärdiktatur
Brasiliens Wahrheitskommission will rund 250 Kollaborateure des Militärregimes (1964-1985)
zu Anhörungen vorladen. Wie die Zeitung „Folha de S. Paulo“ am Mittwoch berichtet,
sollen die Anhörungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Ziel sei es,
während der Diktaturzeit verübte Menschenrechtsverbrechen aufzuklären. Zudem soll
nach Angaben der Zeitung die Rolle von Zivilisten bei der Vorbereitung, Durchführung
und Finanzierung des Putsches von 1964 untersucht werden. Heutzutage gehe man davon
aus, dass sowohl das Militär als auch Zivilisten an dem Putsch beteiligt gewesen seien,
wobei das zivile Element stets hervorgehoben werde, zitiert die Zeitung ein Mitglied
der Wahrheitskommission, Rosa Maria Cardoso. Diese Zusammenhänge müssten aufgeklärt
werden. Aufgrund des Amnestiegesetzes von 1979 drohen den Vorgeladenen keine strafrechtlichen
Konsequenzen. Allerdings erhofft sich die Kommission Erkenntnisse zu den Tätern diverser
Verbrechen. Vorladen will die Kommission unter anderem den Wirtschaftsfachmann Antonio
Delfim Netto, der während der Diktatur verschiedene Ministerien geleitet hatte.
Staatspräsidentin
Dilma Rousseff hatte die Wahrheitskommission im Mai vergangenen Jahres einberufen.
Bis 2014 soll sie Menschenrechtsvergehen zwischen 1946 und 1988 zu untersuchen; der
Schwerpunkt liegt auf den 20 Jahren der Militärdiktatur.