2013-04-03 15:15:12

Israel/Naher Osten: Patriarch sieht Syriens Kirchen von Auslöschung bedroht


Der neue armenische Patriarch von Jerusalem, Nourhan I., sieht die christlichen Kirchen in Syrien von der Auslöschung bedroht. Wenn die derzeitige Entwicklung andauere, werde es bald keine Christen mehr in Syrien geben. „Es ist nur eine Frage der Zeit - das Töten der Christen hat bereits begonnen“, sagte der 64-jährige orthodoxe Kirchenführer im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur am Mittwoch in Jerusalem. Die Güterverwaltung der armenischen Kirche in Syrien sei bereits in den Libanon verlegt worden. Auch im übrigen Heiligen Land sei Abwanderung von Christen „eines der Hauptprobleme“ der Kirchen.

Viele Christen hätten Schwierigkeiten, Arbeit zu finden oder genug Geld für die Miete zusammen zu bekommen, sagte der Patriarch. Die Häuser rund um seinen Leitungssitz in Jerusalem würden eigenen Gläubigen mietfrei überlassen. „Bis vor kurzem haben wir auch die Wasser- und Stromrechnungen gezahlt“, sagte Nourhan I. Junge christliche Paare hätten Schwierigkeiten, angemessenen Wohnraum zu finden. Sorge äußerte der Patriarch auch über Auswirkungen des politischen Konflikts auf den Priesternachwuchs. Bislang seien armenische Seminaristen vor allem aus Syrien und dem Libanon gekommen. „Inzwischen sind dies Feindesländer, und es ist beinahe unmöglich, Visa zu erhalten.“ Junge Christen aus Armenien selbst hätten „nach 70 Jahren Kommunismus die Vertrautheit mit der Kirche verloren“. Seit 1992 seien in seinem Seminar einige hundert Studenten ausgebildet worden; „aber nur sieben von ihnen sind zu Priestern geweiht worden“, sagte Nourhan I.

Angesichts des Gläubigenschwunds werde die ökumenische Zusammenarbeit wichtiger, so der Patriarch. „Wir müssen uns an einen Tisch setzen und die Bedürfnisse klären, sonst verlieren wir alles.“ Im Blick auf den altersbedingten Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. sagte Nourhan I., auch die armenische Kirche überlege, von einem Patriarchat auf Lebenszeit abzurücken. „Mit 75 oder 80 Jahren könnte ein Patriarch sein Amt niederlegen“, sagte der Kirchenführer. Sein Vorgänger Torkom II. sei die letzten sechs Jahre nicht mehr in der Lage gewesen, seine Aufgabe angemessen auszuüben. „Dabei erfordert eine solche Verantwortung, dass man über all seine Kräfte verfügt.“ 80 Jahre könnte daher ein gutes Rücktrittsalter sein, sagte Nourhan I.

(kna 03.04.2013 sta)








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