Um Frieden und Gerechtigkeit
für die ganze Welt bat Papst Franziskus in seiner ersten Ansprache vor dem traditionellen
österlichen Segen „Urbi et orbi“ – der Stadt und dem Erdkreis. Israelis und Palästinener
forderte er zu einer Fortführung der Friedensverhandlungen auf, aber auch den Konflikten
im Irak und in Syrien und den Opfern von Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent galten
seine Gedanken. Die beiden Koreas lud er ein, ihre erst kürzlich neu aufgeflammten
Divergenzen friedlich zu beenden.
Etwa 250.000 Pilger waren auf dem festlich
geschmückten Petersplatz und der angrenzenden Via della Conciliazione versammelt,
um an der großen Ostermesse teilzunehmen und anschließend den Ostersegen zu erhalten.
Nach der Messfeier fuhr Papst Franziskus bei strahlendem Sonnenschein – noch gestern
regnete es in Rom in Strömen – die freigehaltenen Wege auf dem Petersplatz ab, ließ
sich Kinder ins Auto heben, um sie zu küssen und zu segnen und begrüßte die Pilger,
die ihm ihrerseits aus voller Kehle zujubelten – sogar ein T-Shirt seines Lieblingsfußballclubs
San Lorenzo mit seinem Namen auf dem Rücken wurde dem Papst entgegengeworfen; er fing
es selbst auf. Mit besonders herzlichem Applaus quittierten die anwesenden Menschen
aber insbesondere die beiden Momente, in denen Papst Franziskus zwei behinderte junge
Menschen in Arme schloss und sich besonders lange Zeit dafür nahm, mit ihnen Zwiesprache
zu halten. Während der Messe gab es wie gewohnt keine Predigt des Papstes, aber auf
eine Neuigkeit mussten sich die Pilger dann doch einstellen: es gab keinerlei Ostergrüße
in den verschiedenen Sprachen, wie noch in den Jahren zuvor.
In seiner Ansprache
vor dem Ostersegen erinnerte Papst Franziskus an die verschiedenen Krisenherde auf
der Welt, insbesondere im Nahen Osten und Afrika, aber auch auf der Koreanischen Halbinsel
und bat:
„Um Frieden für die ganze Welt, die immer noch von der Gier nach
schnellem Profit geteilt ist, die verwundet ist vom Egoismus, der das menschliche
Leben und die Familie bedroht, vom Egoismus, der den Menschenhandel fortsetzt, die
in diesem 21. Jahrhundert am weitesten verbreitete Sklaverei. Um Frieden für die ganze
Welt, die von der Gewalt im Zusammenhang mit dem Rauschgifthandel und von der ungerechten
Ausbeutung der natürlichen Ressourcen geplagt wird! Friede für diese unsere Erde!
Der auferstandene Jesus bringe Trost den Opfern der Naturkatastrophen und mache uns
zu verantwortungsbewussten Hütern der Schöpfung.“
Es sei ihm ein Anliegen,
so Papst Franziskus, die Frohe Botschaft, die die Auferstehung Jesu bedeute, allen
zu verkünden. Sie solle in jedes Haus, in jede Familie gelangen, insbesondere aber
dorthin, wo mehr Leid herrscht, in die Krankenhäuser, in die Gefängnisse…
„Vor
allem möchte ich, dass sie in alle Herzen gelange, denn dort will Gott diese Frohe
Botschaft hineinsäen: Jesus ist auferstanden; es gibt Hoffnung für dich, du bist nicht
mehr unter der Herrschaft der Sünde, des Bösen! Gesiegt hat die Liebe, gesiegt hat
die Barmherzigkeit! Stets siegt die Barmherzigkeit Gottes!“
Was bedeute
nun, fragte Franziskus in seiner Ansprache, das Ereignis der Auferstehung? Es bedeute,
dass die Liebe Gottes stärker sei als das Böse und als der Tod selbst; es bedeute,
dass die Liebe Gottes unser Leben umwandeln, die Wüste, die sich in unserem Herzen
befindet, zum Erblühen bringen könne. Christus habe durch seinen Tod und seine Auferstehung
der Menschheit eine Zukunft der Hoffnung aufgetan:
„Liebe Brüder und Schwestern,
Christus ist ein für allemal und für alle gestorben und auferstanden, aber die Kraft
der Auferstehung, dieser Übergang von der Knechtschaft des Bösen zur Freiheit des
Guten muss sich in jeder Zeit vollziehen, in den konkreten Räumen unseres Lebens,
in unserem täglichen Leben. Wie viele Wüsten muss der Mensch auch heute durchqueren.
Vor allem die Wüste in ihm selbst, wenn das Bewusstsein fehlt, Hüter all dessen zu
sein, was der Schöpfer uns geschenkt hat und schenkt. Aber die Barmherzigkeit Gottes
kann auch das trockenste Land erblühen lassen, kann selbst ausgetrocknete Gebeine
wieder lebendig machen (vgl. Ez 37,1-14).“
Im Anschluss an seine Ansprache
erteilte der Papst den anwesenden Pilgern, aber auch allen Gläubigen, die das Ereignis
vor dem Fernseher, Radio, oder im Internet mitverfolgten, seinen Ostersegen.