Vatikansprecher: Erste Pontifikatswochen sind Lernphase für alle
Papst Franziskus wird
aufgrund seiner teils ungewohnten Interpretation des Papstamtes von einigen Beobachtern
als „Protokollschreck“ bezeichnet. Seine Predigten im Stehen, der Verzicht auf päpstliche
Insignien wie die Mozzetta oder die Erteilung des Segens nicht in gesungener sondern
in gesprochener Form sorgen bei manchem Gläubigen für Verunsicherung. Doch, wie Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi in seinem Briefing zu den Osterfeierlichkeiten an diesem Karfreitag
deutlich machte: diese ersten Wochen des Pontifikats seien für alle Beteiligten eine
Art Lernphase, und einiges, was heute ungewöhnlich vorkommen mag, könnte sich morgen
bereits in der einen oder anderen Weise eingeschliffen haben. Eine der Fragen, die
an den Pressesprecher gerichtet wurden, betraf die Grüße an die Pilger in der ersten
Mittwochsaudienz. Diese hatte der Papst nur in italienischer Sprache vorgetragen.
Pater Lombardi:
„Ich denke, dass viele Dinge ausprobiert werden, gelernt
werden und man sieht, wie es läuft… Doch sicher, was bei der Mittwochsaudienz aufgefallen
ist, war, dass der Papst, der ja spanischer Muttersprachler ist, auch die Synthese
in spanischer Sprache nicht selbst vorgetragen hat… Das ist ziemlich deutlich dem
Verlangen geschuldet, keine Unterschiede zu machen. Er verhält sich allen gegenüber
– sagen wir, auch den Spanischsprachigen gegenüber - ohne Vorränge für den einen
oder anderen. Wir werden sehen… Ich erinnere daran, dass dies auch beim Beginn des
Pontifikats durch Papst Benedikt so war. Dann, als der Wunsch der verschiedenen Sprachgruppen
aufkam, einen wenn auch sehr kurzen Gruß in der eigenen Sprache zu erhalten, wurden
sie auf die ursprüngliche Anzahl aufgestockt.“
Man müsse auch, so Pater
Lombardi, die Möglichkeit zulassen, verschiedene Wege auszuprobieren und die besten
Formen zu finden. Dies gelte beispielsweise auch für die Gabenprozession, die deutlich
vereinfacht worden sei:
„Auch ich betrachte mich nach wie vor in einer Lernphase.
Auch ich hatte nach den ersten Messen gefragt, ob es eine Gabenprozession geben werde,
oder ob sie eben mit bestimmten Kriterien durchgeführt werde. Die Gabenprozession
ist sehr stark vereinfacht worden: Die Gaben werden zum Altar gebracht, aber ohne
große Betonung der Prozession. Wir werden in Zukunft sehen, ob das so beibehalten
wird oder ob ich die Gelegenheit haben werde, eine persönliche Interpretation des
Papstes dazu zu erhalten. Wir sehen hier sicherlich einen Stil großer Einfachheit
und Schlichtheit, auch im Hinblick auf die Feier der Liturgie.“
Weitere
Fragen seien in Zusammenhang mit dem Papstsegen aufgekommen:
„Ja, wir haben
gesehen, dass er nicht singt. Was soll ich dazu sagen? Ich habe neulich einen Bekannten
auf der Straße getroffen, der mir gesagt hat: „Jesuita nec rubricat nec cantat”.“
Das
heiße wohl, fügte Lombardi ironisierend hinzu, dass die Jesuiten nicht berühmt für
ihre Gesangskunst oder allzu buchstabengetreue Auslegung der liturgischen Rubriken
seien. Man sehe, dass das auch den Papst betreffe. Obwohl er klar und deutlich lese,
habe er keine ausgewiesene Gesangsstimme – anders als beispielsweise Johannes Paul
II., dessen klangvolle Stimme berühmt war. Die Kraft seiner Predigten, so Lombardi,
sei offensichtlich anderen Kriterien geschuldet.
Die kommenden Tage werden
jedenfalls Journalisten wie Gläubigen sicherlich weitere Gelegenheit geben, das Verhalten
des neuen Papstes bei den großen liturgischen Feierlichkeiten zu studieren.