2013-03-29 15:10:59

Vatikansprecher: Erste Pontifikatswochen sind Lernphase für alle


RealAudioMP3 Papst Franziskus wird aufgrund seiner teils ungewohnten Interpretation des Papstamtes von einigen Beobachtern als „Protokollschreck“ bezeichnet. Seine Predigten im Stehen, der Verzicht auf päpstliche Insignien wie die Mozzetta oder die Erteilung des Segens nicht in gesungener sondern in gesprochener Form sorgen bei manchem Gläubigen für Verunsicherung. Doch, wie Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in seinem Briefing zu den Osterfeierlichkeiten an diesem Karfreitag deutlich machte: diese ersten Wochen des Pontifikats seien für alle Beteiligten eine Art Lernphase, und einiges, was heute ungewöhnlich vorkommen mag, könnte sich morgen bereits in der einen oder anderen Weise eingeschliffen haben. Eine der Fragen, die an den Pressesprecher gerichtet wurden, betraf die Grüße an die Pilger in der ersten Mittwochsaudienz. Diese hatte der Papst nur in italienischer Sprache vorgetragen. Pater Lombardi:

„Ich denke, dass viele Dinge ausprobiert werden, gelernt werden und man sieht, wie es läuft… Doch sicher, was bei der Mittwochsaudienz aufgefallen ist, war, dass der Papst, der ja spanischer Muttersprachler ist, auch die Synthese in spanischer Sprache nicht selbst vorgetragen hat… Das ist ziemlich deutlich dem Verlangen geschuldet, keine Unterschiede zu machen. Er verhält sich allen gegenüber – sagen wir, auch den Spanischsprachigen gegenüber - ohne Vorränge für den einen oder anderen. Wir werden sehen… Ich erinnere daran, dass dies auch beim Beginn des Pontifikats durch Papst Benedikt so war. Dann, als der Wunsch der verschiedenen Sprachgruppen aufkam, einen wenn auch sehr kurzen Gruß in der eigenen Sprache zu erhalten, wurden sie auf die ursprüngliche Anzahl aufgestockt.“

Man müsse auch, so Pater Lombardi, die Möglichkeit zulassen, verschiedene Wege auszuprobieren und die besten Formen zu finden. Dies gelte beispielsweise auch für die Gabenprozession, die deutlich vereinfacht worden sei:

„Auch ich betrachte mich nach wie vor in einer Lernphase. Auch ich hatte nach den ersten Messen gefragt, ob es eine Gabenprozession geben werde, oder ob sie eben mit bestimmten Kriterien durchgeführt werde. Die Gabenprozession ist sehr stark vereinfacht worden: Die Gaben werden zum Altar gebracht, aber ohne große Betonung der Prozession. Wir werden in Zukunft sehen, ob das so beibehalten wird oder ob ich die Gelegenheit haben werde, eine persönliche Interpretation des Papstes dazu zu erhalten. Wir sehen hier sicherlich einen Stil großer Einfachheit und Schlichtheit, auch im Hinblick auf die Feier der Liturgie.“

Weitere Fragen seien in Zusammenhang mit dem Papstsegen aufgekommen:

„Ja, wir haben gesehen, dass er nicht singt. Was soll ich dazu sagen? Ich habe neulich einen Bekannten auf der Straße getroffen, der mir gesagt hat: „Jesuita nec rubricat nec cantat”.“

Das heiße wohl, fügte Lombardi ironisierend hinzu, dass die Jesuiten nicht berühmt für ihre Gesangskunst oder allzu buchstabengetreue Auslegung der liturgischen Rubriken seien. Man sehe, dass das auch den Papst betreffe. Obwohl er klar und deutlich lese, habe er keine ausgewiesene Gesangsstimme – anders als beispielsweise Johannes Paul II., dessen klangvolle Stimme berühmt war. Die Kraft seiner Predigten, so Lombardi, sei offensichtlich anderen Kriterien geschuldet.

Die kommenden Tage werden jedenfalls Journalisten wie Gläubigen sicherlich weitere Gelegenheit geben, das Verhalten des neuen Papstes bei den großen liturgischen Feierlichkeiten zu studieren.

(rv 29.03.2013 cs)







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