2013-03-29 11:48:20

Papst im Jugendgefängnis: „Wo ich Demut lerne“


RealAudioMP3 Franziskus hat am Donnerstagabend in der römischen Jugendstrafvollzugsanstalt „Casal del Marmo“ die Abendmahlsmesse gefeiert. „Der Höchste muss den anderen dienen“, sagte der Papst, der bei der Messe „in Coena domini“ zwölf jugendlichen Häftlingen die Füße wusch. Die jugendlichen Gefängnisinsassen hatten ein Grußwort und ein Geschenk für den Papst vorbereitet. Musikalisch gerahmt wurde die Feier dagegen von Mitgliedern der Jugendgruppe „Volontari Casal del Marmo“, die auch die Lesungen vortrugen. Der Papstbesuch in der Haftanstalt fand auf Franziskus' ausdrücklichen Wunsch statt, eine Fernsehübertragung gab es nicht, um die Intimsphäre der Jugendlichen zu schützen.



„Lasst euch nicht die Hoffnung rauben. Verstanden? Immer voran mit Hoffnung!“ Es sind ermutigende Worte, die dem Papst am Donnerstagabend vor den jungen Häftlingen im Jugendgefängnis „Casal del Marmo“ von den Lippen gehen. Franziskus hatte es vorgezogen, den Abendmahlsgottesdienst mit Straftätern in einer Jugendvollzugsanstalt statt in der Lateranbasilika, der traditionellen Bischofskirche des römischen Papstes, zu feiern; das hatte er schon zuvor gerne getan – als Erzbischof von Buenos Aires feierte er die Messe „in Coena domini“ unter Armen, Kranken und Straftätern.

„Vater, warum bist du heute hier hingekommen?“, fragt ihn einer der Jugendlichen – alle waren überrascht, ja fassungslos gewesen nach Ankündigung des hohen Besuchs. „Es war ein Gefühl im Herzen: dort hingehen, wo die sind, die mir am besten helfen, demütig zu sein, ein Diener zu sein, wie es ein Bischof sein sollte“, antwortet Jorge Mario Bergoglio, der neue Bischof von Rom.

Während der Messe wäscht und küsst der Papst zwölf jungen Häftlingen unterschiedlicher Nationalität und Glaubensrichtung die Füße, darunter auch zwei Mädchen, einer katholischen Italienerin und einer muslimischen Bosnierin. Sechs Mal kniet Franziskus dafür nieder, auch eine körperliche Herausforderung für einen 76-jährigen Papst. „Fragen wir uns: ,Bin ich wirklich dazu bereit, zu dienen und dem anderen zu helfen?‘ Denken wir daran, dass dieses Zeichen eine Liebkosung ist, die Jesus macht, denn Jesus ist gekommen, um zu dienen und um uns zu helfen“, erklärt Franziskus seine Gesten.

In seiner frei gehaltenen Predigt gibt er die Worte Jesu an seine Jünger wieder. „Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe (Joh 13, 13.15).“

Für die jugendlichen Häftlinge, 38 junge Männer und 11 Frauen, übersetzt der Papst diese Botschaft noch einmal genauer: „Was bedeutet dies? Dass wir uns gegenseitig helfen sollen. Manchmal bin ich wütend auf den einen oder anderen… lass gut sein: lass gut sein, und wenn er um einen Gefallen bittet, tu ihm den. Uns gegenseitig helfen, das lehrt uns Jesus und das tue ich, ich tue es von Herzen, denn es ist meine Pflicht, als Prietser, Bischof muss ich euch dienen, es ist eine Pflicht (…), die ich liebe.“ Bei der Eucharistiefeier umarmt der Papst die zwölf Jugendlichen zum Friedensgruß. Die Kommunion teilt er jedem persönlich aus.

Nach dem Gottesdienst gibt es eine kurze Begegnung zwischen dem Papst und den Häftlingen. Als Geschenk überreichen sie ihm ein Holzkreuz und eine Betbank, selbstgemacht in der anstaltseigenen Tischlerei. Franziskus revanchiert sich bei jedem mit Ostereiern und jeweils einer „Colomba“, dem italienischen Ostergebäck in Taubenform.

„Ich habe viel Liebe gesehen in Ihrem Blick nach der Fußwaschung. Und ich habe diesen Geist des Dienstes gesehen, den wir alle haben sollen gegenüber den Menschen, die im Gefängnis sind und die leiden“, würdigt die italienische Justizministerin Paola Severino die Geste des Papstes. Die jugendlichen Gefängnisinsassen träumten von einer Zukunft, in der sie ein „einfaches und ehrliches Leben“ führen könnten, so Severino.

Als „extrem bewegenden Moment“ beschreibt Vatikansprecher Pater Federico Lombardi nach der Messe den Moment der Fußwaschung. Er erinnert an die besondere Bedeutung des Letzten Abendmahls für das Wesen der Kirche: „Heute (der Gründonnerstag, Anm. d. Red.) ist der Tag der Einsetzung der Eucharistie. Der Papst hat allen persönlich die Kommunion gegeben, die sich ihm näherten.“ Diese Geste zeige die große Aufmerksamkeit des Papstes für die Jugendlichen, der Papst habe sich zum „Übersetzer der Liebe Jesu“ gemacht“, und zwar ganz greifbar „mit dieser Geste des Dienens bei der Fußwaschung und mit der Liebkosung – denn er hat ja jeden der Jugendlichen umarmt und geküsst, auch beim Friedensgruß und dann wieder bei der Begegnung in der Sporthalle, wo alle Jugendlichen der Anstalt versammelt waren“.

(rv/kna 29.03.2013 pr)








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