Franziskus hat am
Donnerstagabend in der römischen Jugendstrafvollzugsanstalt „Casal del Marmo“ die
Abendmahlsmesse gefeiert. „Der Höchste muss den anderen dienen“, sagte der Papst,
der bei der Messe „in Coena domini“ zwölf jugendlichen Häftlingen die Füße wusch.
Die jugendlichen Gefängnisinsassen hatten ein Grußwort und ein Geschenk für den Papst
vorbereitet. Musikalisch gerahmt wurde die Feier dagegen von Mitgliedern der Jugendgruppe
„Volontari Casal del Marmo“, die auch die Lesungen vortrugen. Der Papstbesuch in der
Haftanstalt fand auf Franziskus' ausdrücklichen Wunsch statt, eine Fernsehübertragung
gab es nicht, um die Intimsphäre der Jugendlichen zu schützen.
„Lasst
euch nicht die Hoffnung rauben. Verstanden? Immer voran mit Hoffnung!“ Es sind ermutigende
Worte, die dem Papst am Donnerstagabend vor den jungen Häftlingen im Jugendgefängnis
„Casal del Marmo“ von den Lippen gehen. Franziskus hatte es vorgezogen, den Abendmahlsgottesdienst
mit Straftätern in einer Jugendvollzugsanstalt statt in der Lateranbasilika, der traditionellen
Bischofskirche des römischen Papstes, zu feiern; das hatte er schon zuvor gerne getan
– als Erzbischof von Buenos Aires feierte er die Messe „in Coena domini“ unter Armen,
Kranken und Straftätern.
„Vater, warum bist du heute hier hingekommen?“, fragt
ihn einer der Jugendlichen – alle waren überrascht, ja fassungslos gewesen nach Ankündigung
des hohen Besuchs. „Es war ein Gefühl im Herzen: dort hingehen, wo die sind, die mir
am besten helfen, demütig zu sein, ein Diener zu sein, wie es ein Bischof sein sollte“,
antwortet Jorge Mario Bergoglio, der neue Bischof von Rom.
Während der Messe
wäscht und küsst der Papst zwölf jungen Häftlingen unterschiedlicher Nationalität
und Glaubensrichtung die Füße, darunter auch zwei Mädchen, einer katholischen Italienerin
und einer muslimischen Bosnierin. Sechs Mal kniet Franziskus dafür nieder, auch eine
körperliche Herausforderung für einen 76-jährigen Papst. „Fragen wir uns: ,Bin ich
wirklich dazu bereit, zu dienen und dem anderen zu helfen?‘ Denken wir daran, dass
dieses Zeichen eine Liebkosung ist, die Jesus macht, denn Jesus ist gekommen, um zu
dienen und um uns zu helfen“, erklärt Franziskus seine Gesten.
In seiner frei
gehaltenen Predigt gibt er die Worte Jesu an seine Jünger wieder. „Ihr sagt zu mir
Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich,
der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die
Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich
an euch gehandelt habe (Joh 13, 13.15).“
Für die jugendlichen Häftlinge, 38
junge Männer und 11 Frauen, übersetzt der Papst diese Botschaft noch einmal genauer:
„Was bedeutet dies? Dass wir uns gegenseitig helfen sollen. Manchmal bin ich wütend
auf den einen oder anderen… lass gut sein: lass gut sein, und wenn er um einen Gefallen
bittet, tu ihm den. Uns gegenseitig helfen, das lehrt uns Jesus und das tue ich, ich
tue es von Herzen, denn es ist meine Pflicht, als Prietser, Bischof muss ich euch
dienen, es ist eine Pflicht (…), die ich liebe.“ Bei der Eucharistiefeier umarmt der
Papst die zwölf Jugendlichen zum Friedensgruß. Die Kommunion teilt er jedem persönlich
aus.
Nach dem Gottesdienst gibt es eine kurze Begegnung zwischen dem Papst
und den Häftlingen. Als Geschenk überreichen sie ihm ein Holzkreuz und eine Betbank,
selbstgemacht in der anstaltseigenen Tischlerei. Franziskus revanchiert sich bei jedem
mit Ostereiern und jeweils einer „Colomba“, dem italienischen Ostergebäck in Taubenform.
„Ich
habe viel Liebe gesehen in Ihrem Blick nach der Fußwaschung. Und ich habe diesen Geist
des Dienstes gesehen, den wir alle haben sollen gegenüber den Menschen, die im Gefängnis
sind und die leiden“, würdigt die italienische Justizministerin Paola Severino die
Geste des Papstes. Die jugendlichen Gefängnisinsassen träumten von einer Zukunft,
in der sie ein „einfaches und ehrliches Leben“ führen könnten, so Severino.
Als
„extrem bewegenden Moment“ beschreibt Vatikansprecher Pater Federico Lombardi nach
der Messe den Moment der Fußwaschung. Er erinnert an die besondere Bedeutung des Letzten
Abendmahls für das Wesen der Kirche: „Heute (der Gründonnerstag, Anm. d. Red.) ist
der Tag der Einsetzung der Eucharistie. Der Papst hat allen persönlich die Kommunion
gegeben, die sich ihm näherten.“ Diese Geste zeige die große Aufmerksamkeit des Papstes
für die Jugendlichen, der Papst habe sich zum „Übersetzer der Liebe Jesu“ gemacht“,
und zwar ganz greifbar „mit dieser Geste des Dienens bei der Fußwaschung und mit der
Liebkosung – denn er hat ja jeden der Jugendlichen umarmt und geküsst, auch beim Friedensgruß
und dann wieder bei der Begegnung in der Sporthalle, wo alle Jugendlichen der Anstalt
versammelt waren“.