Patriarch Twal: Heiliges Land Schlüssel zu Frieden in Nahost
Mit einer Patriarchalmesse haben in Jerusalem die westkirchlichen Feiern der Kar-
und Ostertage begonnen. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, wusch
am Gründonnerstag in der Grabeskirche der „Heiligen Stadt“ zwölf Männern die Füße
und rief zu einem neuen Friedensanlauf zwischen Israelis und Palästinensern auf. Bereits
am Donnerstagmorgen hatten sich Hunderte Katholiken in der Grabeskirche versammelt.
Aufgrund der verschiedenen Kalenderrechnungen feiern die Ostkirchen in diesem Jahr
das Osterfest erst am 5. Mai; das achttägige jüdische Pessachfest, auf das die christliche
Osterdatierung zurückgeht, hatte schon am Montag begonnen.
Während üblicherweise
die Abendmahlsmesse erst am Gründonnerstagabend gefeiert wird, wird sie in der Jerusalemer
Grabeskirche wegen der örtlichen Verhältnisse auf den Morgen vorverlegt. Patriarch
Twal weihte nach der Fußwaschung auch die heiligen Öle. In seiner Predigt kritisierte
der Patriarch Medien für deren Skandalisierung der Kirche. Zur politischen Lage im
Nahen Osten und die christliche Präsenz betonte Twal, das Heilige Land sei der Schlüssel
zum Frieden in Nahost. Solange dieses unter dem Konflikt leide, werde es der Politik
nicht gelingen, Demokratie und Gerechtigkeit in der Region zu etablieren.
Am
Nachmittag des Gründonnerstags folgte eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg
Zion.
Nach einer nächtlichen Gebetswache beim Garten Gethsemane ziehen am
Karfreitag Christen aller Konfessionen mit großen Holzkreuzen im Gedenken an den Leidensweg
Jesu über die Via Dolorosa. Die Ostervigil der Katholiken findet am frühen Karsamstagmorgen
statt.
Die meisten katholischen Gemeinden in Israel, den Palästinensergebieten,
in Jordanien und Zypern feiern die Heilige Woche und das Osterfest allerdings nicht
in diesen Tagen, sondern wie die orthodoxen Gemeinden nach dem Julianischen Kalender
in der ersten Maiwoche. Dies geschieht auf der Grundlage eines am 15. Oktober 2012
von der katholischen Bischofskonferenz des Heiligen Landes gefassten Beschlusses,
demzufolge die Katholiken der verschiedenen Riten Ostern gemeinsam mit den Orthodoxen
nach dem Julianischen Kalender feiern werden.
Hintergrund ist u.a. die große
Zahl der gemischtkonfessionellen Ehen. Der Vatikan genehmigte den Beschluss vorerst
„ad experimentum“.
Die Festlegung des Datums für Ostern nach dem Julianischen
Kalender (dieses Jahr am 5. Mai) gilt fast im gesamten Heiligen Land mit Ausnahme
von Jerusalem und Bethlehem, wo von den Katholiken weiterhin nach dem Gregorianischen
Kalender gefeiert wird. Diese Ausnahme ist einerseits im Hinblick auf die im 19. Jahrhundert
von der osmanischen Regierung erarbeitete „Status quo“-Regelung an den Heiligen Stätten
notwendig, zum anderen aus Rücksichtnahme auf die zahlreichen Pilger und Touristen,
die aus aller Welt zu Ostern nach Jerusalem und Bethlehem kommen.
Ausnahmen
für nichtarabische Katholiken
Auch einzelne Gemeinden von nichtarabischen
Katholiken - u.a. im Ballungsraum Tel Aviv - baten nach Angaben von Weihbischof William
Shomali um Beibehaltung des Festtermins nach dem Gregorianischen Kalender. Denn dadurch
können sie die jüdischen Pessach-Ferien, die in die Karwoche fallen, mitnutzen.
Die
Vereinheitlichung des Datums für das Osterfest für Christen verschiedener Konfessionen
im Heiligen Land ist nach Ansicht von Bischof Shomali ein vielversprechender Schritt
im Bereich des Ökumenismus: „Mitglieder derselben Familie oder derselben Dorfgemeinschaft,
die verschiedenen Konfessionen angehören, werden gemeinsam Leiden, Tod und Auferstehung
Christi feiern können. Damit können wir auch vor unseren nichtchristlichen Nachbarn
unsere Einheit bezeugen.“ Die Vereinheitlichung des Datums der Osterfeierlichkeiten
soll nach Aussage Shomalis von 2015 an eine fixe Regelung sein. Entweder werde sie
bestätigt oder modifiziert.