Priester müssen die
Gnade stets aufs Neue aufleben lassen. Das sagte Papst Franziskus zum Auftakt der
Osterfeierlichkeiten am Donnerstagvormittag bei der Chrisammesse. Im Petersdom weihte
er die heiligen Öle für die Weihehandlungen und Sakramentenspendungen. An dem Gottesdienst
nahmen rund 1.600 Priester und Ordensleute des Bistums Rom teil. In seiner Predigt
ging Papst Franziskus auf die Bedeutung des geweihten Öles ein:
„Das Bild
des Salböls, das sich ausbreitet, das vom Bart Aarons hinabfließt bis zum Saum seiner
heiligen Gewänder, ist ein Bild der priesterlichen Salbung, die durch den Gesalbten
schlechthin bis an die Enden des Universums gelangt, für das die Gewänder stehen (Ps
133,2).“
Von der „Schönheit des Liturgischen“, das nicht einfach Verzierung
und Freude an schönen Gewändern sei, sondern Gegenwart der Herrlichkeit Gottes, die
in seinem lebendigen und gestärkten Volk ihren Widerschein finde, ging Papst Franziskus
zur Betrachtung der Handlung als solcher über:
„Das kostbare Öl, das das
Haupt Aarons salbt, beschränkt sich nicht darauf, ihm selbst Duft zu verleihen, sondern
breitet sich aus und gelangt bis in die „Randgebiete“. Der Herr wird es dann deutlich
sagen: Seine Salbung ist für die Armen, die Gefangenen, die Kranken und für die, welche
traurig und einsam sind. Die Salbung ist nicht dafür da, uns selber in Duft zu hüllen,
und erst recht nicht, damit wir sie in einer Ampulle aufbewahren, denn das Öl würde
ranzig und das Herz bitter.“
Den guten Priester erkenne man daran, wie
sein Volk gesalbt werde, so Papst Franziskus weiter.
„Wenn die uns anvertrauten
Menschen mit dem Öl der Freude gesalbt werden, ist das zu merken – zum Beispiel, wenn
sie aus der Messe kommen mit dem Gesicht dessen, der eine gute Nachricht erhalten
hat. Die Leute mögen es, wenn das Evangelium so gepredigt wird, dass man die Salbung
spürt, sie mögen es, wenn das Evangelium, das wir predigen, ihr Alltagsleben erreicht,
wenn es wie das Salböl Aarons bis an den „Saum“ der Wirklichkeit hinabfließt, wenn
es die Grenzsituationen, die „Randgebiete“ erleuchtet, wo das gläubige Volk stärker
der Invasion derer ausgesetzt ist, die seinen Glauben ausplündern wollen.“
Die
Gläubigen seien den Priestern dankbar, weil sie spüren, dass die Priester unter Einbeziehung
der Situation ihres Alltagslebens gebetet haben, mit ihren Leiden und ihren Freuden,
ihren Ängsten und ihren Hoffnungen, fügte Franziskus an.
„Und wenn sie spüren,
dass der Duft des Gesalbten schlechthin, der Duft Christi, durch uns zu ihnen kommt,
fühlen sie sich ermutigt, uns all das anzuvertrauen, von dem sie möchten, dass es
den Herrn erreiche: „Beten Sie für mich, Pater, denn ich habe dieses Problem“, „segnen
Sie mich“, „beten Sie für mich“ – das sind Zeichen dafür, dass die Salbung am Saum
des Gewandes angekommen ist, denn sie wird in Bittgebet verwandelt, in Bittgebet des
Gottesvolkes.“
Die Priester müssten hinausgehen, um die Salbung zu erproben
und zwar vor allem in den „Randgebieten“, wo Leiden herrsche und wo es Gefangene so
vieler schlechter Herren gebe.
„Der Priester, der wenig aus sich herausgeht,
der wenig salbt – ich sage nicht „gar nicht“, denn, Gott sei Dank, entreißen die Menschen
uns die Salbung – kommt um das Beste unseres Volkes, um das, was das Innerste seines
Priesterherzens zu aktivieren vermag. Wer nicht aus sich herausgeht, wird, statt Mittler
zu sein, allmählich ein Zwischenhändler, ein Verwalter.“
Es sei wahr, fuhr
Franziskus fort, dass „die so genannte Identitätskrise des Priesters uns alle bedroht
und mit einer Kulturkrise einhergeht“.
„Doch wenn wir ihre Welle zu durchbrechen
verstehen, werden wir im Namen des Herrn in See stechen und die Netze auswerfen können.
Es ist gut, dass die Wirklichkeit selbst uns dazu führt, dorthin zu gehen, wo das,
was wir aus Gnade sind, eindeutig als reine Gnade erscheint: in dieses Meer der heutigen
Welt, wo allein die Salbung zählt – und nicht die Funktion – und die ausgeworfenen
Netze sich allein im Namen dessen als fruchtbringend erweisen, auf den wir vertraut
haben: Jesus.“
Zum Abschluss seiner Predigt rief er die Gläubigen dazu
auf, den Priestern mit Zuneigung und mit Gebet nahe zu sein.