Kardinal Bergoglio vor dem Konklave: „Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für
sich“
Die Selbstbezogenheit
der Kirche ist der Grund für das Übel in den kirchlichen Institutionen. Harsche Worte,
die Kardinal Jorge Bergoglio vor dem Konklave während der Generalkongregation äußerte.
Der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, veröffentlichte in seiner Diözesanzeitschrift
„Palabra Nueva“ mit der Genehmigung des Papstes diese Ansprache. Viele Kardinäle hatten
davon gesprochen, dass diese sie sehr beeindruckt habe, nun liegt der Text auch veröffentlicht
vor. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung.
Er hat seine fünf Minuten Redezeit
nicht ausgenutzt, er hat sich kurz gefasst und seine drei Punkte für die Kirche der
Zukunft vorgetragen: Kardinal Jorge Bergoglios Beitrag beim Vorkonklave ist präzise
und schonungslos.
Sein erster Punkt: Um den Glauben zu verbreiten, also das
der Kirche ureigenste zu tun, muss die Kirche aus sich herausgehen. Diesen Gedanken
äußerte Papst Franziskus auch nach dem Konklave schon mehrfach, es scheint einer der
Grundelemente seines Kirchenverständnisses zu werden. Herausgehen bedeutet für ihn,
an die Grenzen zu gehen: „die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der
Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens,
die jeglichen Elends.“
Dann sprach er die um sich selbst kreisende Kirche an:
„Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach
außen treten.“ Kardinal Bergoglio nennt dies „krank“ – die Übel in den kirchlichen
Institutionen hätten hier ihre Wurzel.
Von dieser Selbstbezogenheit weg zu
kommen sei der Grundimpuls für jede Reform in der Kirche, so Bergoglio weiter. Sein
Schlussgedanke: „Vereinfacht gesagt: Es gibt zwei Kirchenbilder: die verkündende Kirche,
die aus sich selbst hinausgeht, die das ,Wort Gottes ehrfürchtig vernimmt und getreu
verkündet’; und die mondäne Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt. Dies
muss ein Licht auf die möglichen Veränderungen und Reformen werfen, die notwendig
sind für die Rettung der Seelen.“