Mit einer Kugel mitten
im Herz: So starb am 24. März 1980 Erzbischof Óscar Arnulfo Romero, als er gerade
eine Messe feierte. Die Täter waren mutmaßlich von Kreisen des damaligen Regimes von
El Salvador auf Romero angesetzt worden. Wie jedes Jahr hat auch an diesem 24. März
eine große Prozession durch die Hauptstadt an Romero erinnert. Die Ordensfrau Marie-Christine
Lacroix, „Kleine Schwester des Evangeliums“, erzählt:
„Es gibt eine neue
Art und Weise in der Ortskirche, sich an Erzbischof Romero zu erinnern. Die Tatsache,
dass der neue Papst womöglich eine Seligsprechung Romeros befürworten könnte, hat
dazu geführt, dass der Teil des Klerus, der bisher nicht sehr für Romero gewesen ist,
umzudenken beginnt. Das ist sehr interessant. Da werden gerade die Seminaristen darauf
vorbereitet, dass es vielleicht bald einen ersten Seligen aus El Salvador geben könnte.
Der Weihbischof von San Salvador sagt, der neue Papst habe Romero gekannt und einmal
geäußert: Wenn ich Papst wäre, dann wäre ich für eine Seligsprechung!“
Ähnliches
hat Papst Franziskus jetzt vor der salvadorianischen Delegation nach seiner Amtseinführung
noch einmal wiederholt – das berichtete Vanda Pignato, die Ehefrau von Staatspräsident
Mauricio Funes, jetzt in einem Interview. Der kanadische Theologe Yves Carrier, Autor
mehrerer Bücher über Romero, sagt:
„Sein Bild zirkuliert hier sehr. Um nur
ein Beispiel zu geben: Als 2010 in Argentinien Präsident Néstor Kirchner starb, da
hat man das Bild von Erzbischof Romero neben seinen Sarg gestellt. Auch der vor kurzem
verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chávez hat einmal erklärt, er habe die Predigten
von Erzbischof Romero – das sind sieben Bände – alle gelesen. Viele stellen Romero
neben Simon Bolivár und Ché Guevára: Das sind Ikonen des Kontinents, große Persönlichkeiten,
die ganz Lateinamerika inspirieren.“
Aber „Romero war keine politische
Figur, sondern ein Seelsorger“ – daran hat an diesem Sonntag sein Nachfolger als Erzbischof
von San Salvador, José Luis Escobar, erinnert. Es sei „nicht gerecht, aus ihm im Rückblick
eine Art Politiker oder Parteichef zu machen“.