Franziskus: „Lasst Euch die Hoffnung nicht nehmen“
Mit der Palmsonntagsmesse
auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus im Vatikan die liturgischen Feiern der Kar-
und Ostertage eröffnet. Zugleich beging er auch den diözesanen Weltjugendtag mit den
Gläubigen, denn seit 28 Jahren ist der Palmsonntag auch Tag der Jugend. Papst Franziskus
nutzte diesen Anlass, um sich am Ende seiner Predigt mit jungen Gläubigen aus aller
Welt zur Feier des Weltjugendtages in Rio de Janeiro im Juli dieses Jahres zu verabreden.
Zu
Beginn der Zeremonie zog Franziskus in einer feierlichen Palmprozession von der Mitte
des Petersplatzes zum Papstaltar vor der Vatikan-Basilika. Jugendliche führten die
Prozession, es folgten Prälaten, Bischöfe und Kardinäle. Franziskus, mit einem großen
Palmzweig in der Hand, folgte der Prozession zu Fuß. In einer kurzen Zeremonie am
Obelisken in der Mitte des Platzes segnete der Papst die mitgebrachten Palm- und Ölzweige.
In seiner Predigt betonte der Papst, dass die Menschen sich die Hoffnung,
die Jesus ihnen gibt, nicht nehmen lassen sollten. Am Kreuz und mit der Liebe Gottes
überwinde Jesus alles Böse. Insgesamt setzte Franziskus drei thematische Schwerpunkte
an diesem Palmsonntag: Die Freude, Christ zu sein, das Kreuz als Mittel zur Überwindung
des Bösen und die Bedeutung der Jugendlichen.
1. Die Freude, Christ zu
sein Auch die armen und am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen vergaß
Franziskus nicht. Zum Beginn seiner Predigt sagte er mit Bezug auf das Lukasevangelium
und den Einzug von Jesus in Jerusalem:
„Menschenmenge, Fest, Lobpreis,
Frieden – ein Klima der Freude liegt in der Luft. Jesus hat in den Herzen viele Hoffnungen
geweckt, vor allem bei den bescheidenen, einfachen, armen, vergessenen Menschen, bei
denen, die in den Augen der Welt nicht zählen. Er war imstande, das menschliche Elend
nachzuempfinden, hat das Gesicht der Barmherzigkeit Gottes gezeigt, hat sich niedergebeugt,
um Leib und Seele zu heilen. Das ist Jesus. Das ist sein Herz, das uns alle ansieht,
das unsere Krankheiten und unsere Sünden sieht. Die Liebe Gottes ist groß. Und so
zieht er in Jerusalem ein, mit seiner großen Liebe, die uns alle betrifft.“
So,
wie die Menschen damals hätten auch die Menschen heute zu Beginn der Messe Palmen
und Olivenzweige geschwenkt und gesungen – als Zeichen der Freude, das Jesus die Menschen
in ihrem Leben begleite: als ein Freund, als ein Bruder, auch als König - als leuchtender
Bezugspunkt des Lebens.
„Und das ist das erste Wort, das ich Euch sagen
will: Freude! Seid niemals traurige Menschen: ein Christ darf das niemals sein! Lasst
euch niemals von Mutlosigkeit überwältigen! Unsere Freude entspringt nicht aus dem
Besitzen vieler Dinge, sondern daraus, einer Person begegnet zu sein: Jesus, der mitten
unter uns ist; sie entspringt aus dem Wissen, dass wir mit ihm niemals einsam sind,
selbst in schwierigen Momenten nicht, auch dann nicht, wenn der Lebensweg auf Probleme
und Hindernisse stößt, die unüberwindlich scheinen, und davon gibt es viele! Und in
diesem Moment kommt der Feind, der Teufel, sehr oft kommt er verkleidet als Engel
und heimtückisch sagt er uns sein Wort. Hört nicht auf ihn! Folgen wir Jesus! Wir
begleiten, wir folgen Jesus, aber vor allem wissen wir, dass er uns begleitet und
uns auf seine Schultern lädt: darin liegt unsere Freude, die Hoffnung, die wir in
diese unsere Welt tragen müssen. Bringen wir allen die Freude des Glaubens! Und, bitte:
Lasst Euch die Hoffnung nicht nehmen! Lasst Euch die Hoffnung nicht nehmen! Die Hoffnung,
die uns Jesus gibt.“
2. Das Kreuz als Mittel zur Überwindung des Bösen Von
dieser Hoffnung und Freude kommt Franziskus dann zum zweiten Schwerpunkt seiner Predigt:
Dem Kreuz als Mittel, um das Böse zu überwinden. In diesem Zusammenhang geht der Papst
auch darauf ein, dass die Menschenmenge Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem als König
bejubelt – er aber keinesfalls mit einem irdischen König vergleichbar sei. Es empfangen
ihn niedrige, einfache Leute, die jedoch in Jesus mehr erkennen, die das Gespür des
Glaubens haben, das ihnen sagt, ‚Das ist Christus, der Retter’, so Franziskus. Jesus
ziehe in die Heilige Stadt ein, um eine Dornenkrone, einen Stock und einen Purpurmantel
zu erhalten. Sein Königtum wird Gegenstand des Spottes sein und er wird mit einem
Balken beladen zum Kalvarienberg hinaufgehen.
„Und da haben wir das zweite
Wort: Kreuz. Jesus zieht nach Jerusalem ein, um am Kreuz zu sterben. Und genau hier
erstrahlt sein Königsein im Sinne Gottes: Sein Königsthron ist das Holz des Kreuzes!
Ich denke an das, was Benedikt XVI. den Kardinälen sagte: ‚Ihr seid Prinzen von einem
gekreuzigten König’.“
Das Kreuz sei das Zeichen dafür, dass Jesus das Böse,
den Schmutz und die Sünden der Welt und eines jeden auf sich nehme, führt Franziskus
aus. Er nehme all dies auf sich, um es mit seinem Blut, mit der Barmherzigkeit und
mit der Liebe Gottes zu waschen.
„Schauen wir uns um: Wie viele Wunden
schlägt das Böse der Menschheit! Kriege, Gewalttaten, Wirtschaftskonflikte, die die
Schwächeren treffen; Gewinnsucht – und dabei kann doch keiner das Geld mitnehmen,
er muss es da lassen. Meine Oma sagte zu uns Kindern: ‚Das letzte Hemd hat keine Taschen’.
Liebe zum Geld, Machtstreben, Korruption Spaltungen, das sind Verbrechen gegen das
menschliche Leben und gegen die Schöpfung! Und auch unsere persönlichen Sünden –
jeder von uns weiß das und jeder kennt sie -: der Mangel an Liebe und Achtung gegenüber
Gott, gegenüber dem Nächsten und gegenüber der gesamten Schöpfung. Am Kreuz spürt
Jesus das ganze Gewicht des Bösen, und mit der Kraft der Liebe Gottes überwindet er
es, besiegt es in seiner Auferstehung.“
Genau darin bestehe das Gute, das
Jesus allen Menschen tue, so Franziskus. Und er betont:
„Das mit Liebe
angenommene Kreuz Christi führt nicht in die Traurigkeit, sondern zur Freude! Zur
Freude, gerettet zu sein und ein bisschen das zu tun, was er am Tag seines Todes getan
hat.“
3. Jugend: Mit Christus wird das Herz niemals alt Im dritten
Teil seiner Predigt wendet sich Papst Franziskus am Palmsonntag, der zeitgleich auch
Tag der Jugend ist, besonders an die jungen Leute, die er unter großem Applaus und
mit den Worten „liebe junge Freunde“ anspricht:
„Ihr spielt eine wichtige
Rolle beim Fest des Glaubens! Ihr bringt uns die Freude des Glaubens und sagt uns,
dass wir den Glauben mit einem jungen Herzen leben müssen, immer, mit einem jungen
Herzen, auch mit siebzig, achtzig Jahren! Ein junges Herz! Mit Christus wird das Herz
niemals alt!“
Die jungen Leute, die Christus folgten, wüssten, dass er
die Menschen lehre zu dienen und zu lieben.
„Und ihr schämt euch des Kreuzes
nicht! Nein, Ihr bekennt euch zu ihm, denn ihr habt begriffen, dass in der Selbsthingabe
die wahre Freude liegt, in der Selbsthingabe, darin, aus sich selbst herauszugehen,
darin besteht die wahre Freude. Ihr habt begriffen, dass Gott mit der Liebe das Böse
überwunden hat. Ihr tragt das Pilgerkreuz durch alle Kontinente, auf den Straßen der
Welt! Ihr tragt es, indem ihr der Einladung Jesu folgt: ‚Geht und macht alle Völker
zu meinen Jüngern’ (Mt 28,19)“
‚Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern’,
mit dem Motto des diesjährigen Weltjugendtags erinnerte der Papst daran, dass die
Jugendlichen mit dem Pilgerkreuz allen zeigten, dass Jesus am Kreuz die Mauer der
Feindschaft, die Menschen und Völker voneinander trennt, niedergerissen und Versöhnung
und Frieden gestiftet habe. Diesen Weg wolle er mit ihnen gemeinsam gehen, so Franziskus:
„Liebe
Freunde, auch ich mache mich von heute an mit euch auf den Weg, auf den Spuren des
seligen Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. Schon sind wir der nächsten Etappe dieser
großen Pilgerreise des Kreuzes Christi nahe. Mit Freude sehe ich dem kommenden Juli
in Rio de Janeiro entgegen! Ich verabrede mich mit euch in dieser großen Stadt Brasiliens!
Bereitet euch gut vor, vor allem in spirituellem Sinn in euren Gemeinschaften, damit
dieses Treffen ein Zeichen des Glaubens für die ganze Welt wird. Die jungen Leute
müssen der Welt sagen: ‚Es ist gut, Jesus zu folgen, es ist gut, mit Jesus zu gehen,
die Botschaft Jesu ist gut, es ist gut, aus sich selbst herauszugehen, herauszugehen
zu den Randgebieten der Welt und des Daseins, um Jesus zu bringen!’ Drei Worte: Freude,
Kreuz, Jugend.“
Franziskus rief dazu auf, die Freude mit Jesus unterwegs
zu sein, zu leben, bei ihm zu sein und sein Kreuz mit Liebe und einem immer jungen
Geist zu tragen – sowohl in der beginnenden Karwoche als auch im ganzen Leben.