Der vom Papst in seinem ersten Angelus als hervorragender Theologe gelobte Kurienkardinal
Walter Kasper erhofft sich von der Wahl des Argentiniers auf den Papststuhl neuen
Enthusiasmus in der Kirche. „In der Kirche war etwas Müdigkeit zu spüren. Jetzt, nach
der Wahl des neuen Papstes, werden wir frischen Wind bekommen, saubere Luft.“ Dies
betont der Kardinal in einem Interview für die Zeitung „Il Mattino“. „Die einfache
Art von Papst Franziskus wird die Kirche auf allen Ebenen und die Gesellschaft als
Ganze anstecken“, so der Deutsche, der bis vor einigen Jahren den Päpstlichen Einheitsrat
geleitet hat. Bei der Wahl seien geographische Überlegungen im Hintergrund gestanden,
doch in Lateinamerika, fügt Kasper hinzu, gebe es einen starken, lebendigen und kreativen
Glauben. „Es war nötig, in Europa die frische und saubere Luft einer lebendigen Kirche
zu importieren.“
In einem weiteren Interview an den „Corriere della Sera“
erzählte der Kardinal, er habe dem zukünftigen Papst sein von diesem so hoch gelobtes
Buch „Barmherzigkeit“ im Vorfeld des Konklaves zu lesen gegeben. Er unterstreicht,
dass „die Barmherzigkeit und die arme Kirche, mit und für die Armen, zwei Seiten einer
Medaille seien. Er denkt an eine bescheidene Kirche, was auch bedeutet, eine Kirche,
die die Überzeugungen anderer respektiert.“ Dies zeige deutlich beispielsweise sein
stiller Segen, den der Papst mit Rücksicht auf zahlreiche Andersgläubige während der
Audienz für die Journalisten erteilt habe.