D: Ehemalige Missbrauchsbeauftragte klagt über Versäumnisse
Die frühere Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, wirft
der Politik Versäumnisse in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vor. Drei Jahre
nach Bekanntwerden sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche am Berliner Canisius-Kolleg
sei zwar einiges geschehen, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, schreibt
die SPD-Politikerin in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
am Montag. Doch wesentliche Zusagen aus der Arbeit des Runden Tischs gegen sexuellen
Missbrauch seien weiterhin nicht vollständig umgesetzt. „Die Betroffenen empfinden
diese Situation als neuerliche Missachtung“, so Bergmann.
Als Beispiel nennt
die frühere Bundesfamilienministerin den Streit um die Finanzierung des Fonds für
Missbrauchsopfer. Dafür sollten ursprünglich Bund und Länder jeweils 50 Millionen
Euro einzahlen. Weil von den Ländern bislang nur von Bayern eine Zusage an der Beteiligung
vorliegt, verständigte sich die Bundesregierung darauf, den Fonds zum 1. Mai zunächst
nur mit den Bundesmitteln zu starten. Mit dem Geld sollen Hilfsleistungen wie Therapien
ermöglicht werden. Barauszahlungen sind nicht vorgesehen. Positiv äußerte sich die
frühere Missbrauchsbeauftragte zum Thema Prävention. Allerdings gehöre dazu auch eine
„lückenlose Aufarbeitung der Geschehnisse der Vergangenheit durch eine unabhängige
Stelle“. Dazu sei es erst ansatzweise und nur bei einzelnen Institutionen gekommen.