Kardinal Marx: Papst steht für transatlantische Verbindungen
Seit 1.272 Jahren
ist erstmals ein Nicht-Europäer auf den Stuhl Petri gewählt worden – eine außerordentliche
Neuerung, die ein wichtiges Signal für Europa darstellt. Das sagt der Präsident der
Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Kardinal
Reinhard Marx, im Radio- Vatikan-Interview. Auf die Frage, was die Einsetzung eines
Lateinamerikaners als Bischof von Rom für Europa bedeute, antwortete er:
„Für
Europa bedeutet das erst einmal, wir sind nicht allein Kirche in Europa, sondern die
Weltkirche ist größer als Europa. Das ist sehr wichtig, und es ist auch wichtig, dass
wir von Europa aus auf die anderen Kontinente blicken. Da ist Lateinamerika von außerordentlicher
Bedeutung. Auch Nordamerika, aber es gibt viele europäisch-amerikanische Verbindungen
– auch durch die nicht immer leichte Geschichte der Eroberungen, die bitter war; es
gibt auch eine Leidensgeschichte zwischen Amerika und Europa, und es gibt eine Einwanderungsgeschichte,
für die der neue Papst auch steht. Er stammt ja aus Italien, bzw. die Eltern stammen
aus Italien. Also, es gibt viele Beziehungen zwischen Lateinamerika und Europa, und
das wird vielleicht auch noch einmal deutlich, wenn ein Papst aus Lateinamerika hier
in Rom Bischof von Rom wird. Ich finde das wunderbar, großartig!“
Der neue
Papst sei sicherlich für Überraschungen gut, aber ihm müsse nun erst einmal die Zeit
eingeräumt werden, seine eigenen Akzente zu setzen. Das Kardinalskollegium stehe ihm
jedenfalls bei seiner Aufgabe zur Seite:
„Ich glaube, dass dieser Papst
sich Gedanken gemacht hat, wie er sein Pontifikat gestaltet, dass er Akzente setzen
wird. Aber man kann jetzt nicht erwarten, dass das alles auf einmal passiert. Ich
möchte mit großer Offenheit abwarten, er wird das ganze Feld der Aufgaben Schritt
für Schritt angehen, und dabei möchten wir ihm helfen. Das kann ein Papst nicht alleine,
ein Papst steht nicht allein für die Kirche, sondern die Bischöfe stehen ihm zu Seite,
auch die Kardinäle. Ich glaube, er wird ein sehr kollegialer Papst sein, der mit seinen
Mitarbeitern und vor allem auch mit den Bischöfen zusammenarbeitet. Das ist jedenfalls
meine Hoffnung.”