Papst Franziskus: So reagieren die verschiedenen Kirchen
Wie hat die Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen (COMECE) auf die Wahl
von Jorge Mario Bergoglios zum neuen Papst reagiert? Was sagt der Primas der Anglikanischen
Kirche, Justin Welby zum neuen Papst Franziskus - und was meint die Kairoer Al-Azhar-Universität?
Radio Vatikan hat Reaktionen der verschiedenen Kirchen gesammelt.
Die Kommission
der Europäischen Bischofskonferenzen COMECE begrüßt die Wahl Jorge Mario Bergoglios
zum neuen Papst. Wie aus einem vom Sekretär der COMECE veröffentlichten Statement
hervorgeht, hoffen die Bischöfe der Europäischen Union darauf, dass die Wahl des neuen
Papstes frischen Enthusiasmus für eine gemeinsame Vision der Europäischen Union mit
sich bringe. Zu dieser Vision gehörten die christlichen Werte, die auch dem Gründergedanken
der Europäischen Union zugrunde lägen. In dem Statement heißt es weiter, die COMECE
vertraue darauf, dass der neue Papst weiter auf den Spuren der Apostolischen Exhortation
Ecclesia in Europa von Johannes Paul II. wandeln werde. Diese beinhalte auch zehn
Jahre nach Ihrem Erscheinen eine wichtige Botschaft für alle. Dazu gehöre auch, Politiker
sowie Mitglieder der COMECE selbst stets dazu aufzufordern, mit Solidarität und Respekt
für Subsidiarität in ihrer Arbeit für Einheit innerhalb der Europäischen Familie fortzufahren.
Der
Primas der Anglikanischen Kirche, Justin Welby, hat dem neuen Papst Franziskus
„alles Gute für seine enorme Verantwortung, die er sich im Namen der römischen Katholiken
weltweit aufgeladen hat”, gewünscht. In seiner Mitteilung versicherte der Erzbischof
von Canterbury, die römisch-katholische und die anglikanische Kirche hätten eine besondere
Beziehung zueinander. Deshalb, so Welby, blicke er mit Ungeduld einem Treffen mit
Papst Franziskus entgegen und er wolle mit ihm zusammenarbeiten, um gemeinsam mit
ihm auf dem Erbe ihrer Vorgänger aufzubauen.
Vertreter des Judentums
haben positiv auf die Wahl des neuen Papstes reagiert. Franziskus habe in seiner Zeit
als Erzbischof von Buenos Aires gute katholisch-jüdische Kontakte gepflegt, zitieren
israelische Medien am Donnerstag verschiedene jüdische Repräsentanten. Die jüdische
Anti-Defamation League (ADL) und der Jüdische Weltkongress (WJC) gratulierten Franziskus
zu seiner Papstwahl und zeigten sich laut Bericht zuversichtlich, dass er sich für
die Beibehaltung guter katholisch-jüdischer Kontakte und die Stärkung der vatikanisch-israelischen
Beziehungen einsetzen werde. Kardinal Jorge Maria Bergoglio sei kein Unbekannter,
sondern habe in den vergangenen Jahren zahlreiche interreligiöse Veranstaltungen des
WJC besucht. Die ADL betonte besonders sein Engagement gegen den Extremismus im Zusammenhang
mit einem Bombenanschlag auf ein jüdisches Zentrum in Argentinien 1994. Rabbiner David
Rosen, Beauftragter des American Jewish Committee und des Israelischen Großrabbinats
für interreligiöse Beziehungen, bezeichnete Papst Franziskus als einen „warmherzigen
und bescheidenen Mann“, der in Buenos Aires dafür bekannt gewesen sei, selbst zu kochen
und persönlich sein Telefon zu beantworten. Jene, die vorausgesagt haben, Papst Benedikt
XVI. sei der letzte Papst, der die Zeit der Shoah erlebt habe, hätten sich geirrt,
so Rosen. Im Dezember hatte Bergoglio zusammen mit argentinischen jüdischen Vertretern
sowie mit Vertretern anderer Religionen eine gemeinsame Chanukka-Feier als Zeichen
für Religionsfreiheit, Toleranz und friedliches Zusammenleben gestaltet.
Die
Kairoer Al-Azhar-Universität, die höchste Autorität des sunnitischen Islams, hat
ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, die Beziehungen zum Vatikan würden sich mit der
Wahl des neuen Papstes Franziskus verbessern. Sollte, so Ahmad al-Tayyeb, Berater
für interreligiösen Dialog des Großimams, „eine neue Orientierung des Papstes erkennbar
sein, werden wir den Dialog mit dem Vatikan wieder aufnehmen, der seit 2011 abgebrochen
ist“. Gleichzeitig übermittelte al-Tayyeb „allen Katholiken auf der Welt“ seine Glückwünsche.
Die
russisch-orthodoxe Kirche hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Papst.
Als Erzbischof von Buenos Aires habe Jorge Mario Bergoglio konservative Ansichten
vertreten, sagte der für den Dialog mit den Katholiken zuständige Sekretär des russisch-orthodoxen
Außenamtes, Erzpriester Dmitri Sizonenko, laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur
RIA Novosti. Insofern bestehe die Hoffnung, dass die „Zusammenarbeit beim Schutz des
Christentums in der heutigen säkularen Welt produktiv sein wird“. Die größte orthodoxe
Nationalkirche erwarte, dass Franziskus den Kurs seines Vorgängers beibehalte und
sich damit die „positive Dynamik dieser Beziehungen“ fortsetze, so Sizonenko. Der
neue Papst sei in der Vergangenheit allerdings nicht unmittelbar am Dialog mit dem
orthodoxen Moskauer Patriarchat beteiligt gewesen. Unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013)
hatte sich das Verhältnis zwischen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche
deutlich verbessert. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. würdigte nach dem Rücktritt
des deutschen Pontifex die „guten und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Orthodoxen
und Katholiken“. Wegen Vorbehalten der russisch-orthodoxen Kirche kam es jedoch nicht
zu einem Treffen von Kyrill I. und Benedikt XVI.