Papst Franziskus hat am Donnerstag Abend eine erste große Messe in der Sixtinischen
Kapelle gefeiert, um den Abschluss des Konklave zu markieren. Wir dokumentieren hier
seine aus dem Stegreif gehaltene Predigt in der offiziellen vatikanischen Übersetzung. *
Diese
drei Lesungen* haben meines Erachtens etwas gemeinsam: das Moment der Bewegung. In
der ersten Lesung ist es die Bewegung auf dem Weg, in der zweiten Lesung ist es die
Bewegung beim Aufbau der Kirche und im Evangelium die Bewegung im Bekenntnis. Gehen,
aufbauen, bekennen.
Gehen: „Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere
Wege gehen im Licht des Herrn“ (Jes 2,5). Es ist die erste Sache, die Gott zu Abraham
sagte: Wandle in meiner Gegenwart und sei rechtschaffen (vgl. Gen 17,1). Gehen: Unser
Leben ist ein Weg, und wenn wir anhalten, geht die Sache nicht. Immer gehen, in der
Gegenwart des Herrn, im Licht des Herrn, und dabei versuchen, rechtschaffen zu leben,
so, wie Gott es in seiner Verheißung von Abraham verlangte.
Aufbauen.
Die Kirche aufbauen. Die Lesung spricht von Steinen: Steine haben Festigkeit; aber
es geht um lebendige Steine, um vom Heiligen Geist getränkte Steine (vgl. 1 Petr 2,1-10).
Die Kirche, die Braut Christi, auf jenen Eckstein aufbauen, welcher der Herr selbst
ist. Eine weitere Bewegung unseres Lebens also: aufbauen.
Drittens: bekennen.
Wir können gehen, wie weit wir wollen, wir können vieles aufbauen, aber wenn wir nicht
Jesus Christus bekennen, geht die Sache nicht. Wir werden eine wohltätige NGO, aber
nicht die Kirche, die Braut Christi. Wenn man nicht geht, bleibt man da stehen. Wenn
man nicht auf Stein aufbaut, was passiert dann? Es geschieht das, was den Kindern
am Strand passiert, wenn sie Sandburgen bauen: Alles fällt zusammen, es hat keine
Festigkeit. Wenn man Jesus Christus nicht bekennt, da kommt mir das Wort von Léon
Bloy in den Sinn: „Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel.“ Wenn man Jesus Christus
nicht bekennt, bekennt man die Weltlichkeit des Teufels, die Weltlichkeit des Bösen.
Gehen, aufbauen/errichten, bekennen. Aber die Sache ist nicht so einfach,
denn beim Gehen, beim Aufbauen, beim Bekennen gibt es zuweilen Erschütterungen, Bewegungen,
die nicht eigentlich zur Bewegung des Gehens gehören – es sind Bewegungen, die nach
hinten ziehen.
Das Evangelium fährt mit einer besonderen Situation fort.
Derselbe Petrus, der Jesus Christus bekannt hat, sagt zu ihm: Du bist der Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes. Ich folge dir, aber sprich mir nicht vom Kreuz. Das
tut nichts zur Sache. Ich folge dir mit anderen Möglichkeiten, ohne das Kreuz. – Wenn
wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz aufbauen und Christus ohne Kreuz
bekennen, sind wir nicht Jünger des Herrn: Wir sind weltlich, wir sind Bischöfe, Priester,
Kardinäle, Päpste, aber nicht Jünger des Herrn.
Ich möchte, dass nach diesen
Tagen der Gnade wir alle den Mut haben, wirklich den Mut, in der Gegenwart des Herrn
zu gehen mit dem Kreuz des Herrn; die Kirche aufzubauen auf dem Blut des Herrn, das
er am Kreuz vergossen hat; und den einzigen Ruhm zu bekennen: Christus den Gekreuzigten.
Und so wird die Kirche voranschreiten.
Ich wünsche uns allen, dass der
Heilige Geist auf die Fürbitte der Mutter Gottes, unserer Mutter, uns diese Gnade
schenke: gehen, aufbauen, Jesus Christus den Gekreuzigten bekennen. Amen.
*
Die Lesungen:Alttestamentliche Lesung: Aus dem Buch des Propheten Jesaja,
Kap. 2,2-5
Neutestamentliche Lesung: Aus dem ersten Petrusbrief,
Kap. 2,4-9