Die erste Messe des neuen Papstes: „Missa Pro Ecclesia“
Papst Franziskus kehrt
an den Ort der Papstwahl zurück – bei der ersten Messe des neuen Papstes in der Sixtinischen
Kapelle wendet sich Benedikts Nachfolger in freier Rede auf Italienisch an diejenigen,
die ihn wählten. Anlässlich des besonderen Anlasses sind die 114 Kardinäle – trotz
der Fastenzeit – in weiße Paramente und Mitren gekleidet. Franziskus selbst trägt
noch keine päpstlichen Insignien wie den Fischerring oder das Pallium, die wird er
erst am kommenden Dienstag erhalten. Er zieht als nun ranghöchster Kirchenvertreter
als letzter in die Kapelle ein.
Traditionell hält ein neuer Papst bei seiner
ersten Messe nach dem Konklave, der „Missa Pro Ecclesia“, eine programmatische Ansprache
über die Grundlinien seines bevorstehenden Pontifikats. Die drei Lesungen in der Messe*
hätten eines gemeinsam, so Franziskus - die Bewegung: „Bewegung auf dem Weg“, „Bewegung
beim Aufbau der Kirche“ und „Bewegung im Bekenntnis“ im Evangelium. Dies sind die
drei Leitworte, die der neue Papst seiner Kirche unter dem jüngstem Gericht in der
Sixtina mit auf den Weg gibt: „Camminare – edificare – confessare“, „schreiten, aufbauen,
sich bekennen“. Ungewöhnlich: er predigt im Stehen.
„Schreiten: unser Leben
ist ein Weg und wenn wir stehenbleiben, geht das nicht. Immer weitergehen, mit dem
Herrn, im Licht des Herrn, und versuchen, mit dieser Tadellosigkeit zu leben, die
Gott von Abraham verlangt, in seinem Versprechen.“
Nächstes Leitwort: die
Kirche aufbauen, sie ewig gründen auf den Petrusfels. Franziskus verwendet das italienische
Worte „pietra“ im Plural, wenn er vom Petrusfels spricht und sagt „pietre“ – „Steine“
, was wie „petre“ klingt.
„Aufbauen. Die Kirche aufbauen. Da geht es um
Steine: Steine haben Bestand; aber lebender Fels, gesalbter Fels für den Heiligen
Geist. Die Kirche aufbauen, die Braut Christi, auf diesen Eckstein, welcher der Herr
selbst ist und, mit einer anderen Bewegung unseres Lebens, aufbauen.“
Dritter
Punkt der Rede, die sprachlich in Einfachheit und Sprechmelodie besticht: sich bekennen.
Ohne ein Bekenntnis zu Christus und dem Zeugnis seiner Liebe im Tod am Kreuz ist alles
vergänglich, so Franziskus, ja es ist „des Teufels“:
„Wenn man sich nicht
zu Jesus Christus bekennt, bekennt man sich zur Weltlichkeit des Teufels, zur Weltlichkeit
des Dämons. […] Wenn wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz bauen, und
wenn wir uns zu einem Christus ohne Kreuz bekennen, sind wir keine Jünger des Herrn:
wir sind weltlich, wir sind Bischöfe, Priester, Kardinäle, aber keine Jünger des Herrn.“
Diese
Botschaft will der Nachfolger auf dem Stuhl Petri mit „Mut“ verwirklicht wissen. Zwei
Mal verwendet er diesen Begriff:
„Ich wünsche mir, dass alle nach diesen
Tagen der Gnade den Mut haben – wirklich den Mut – in Anwesenheit des Herrn zu schreiten,
mit dem Kreuz des Herrn; die Kirche auf das Blut des Herrn zu bauen, das am Kreuz
vergossen wurde; und sich zur einzigen Herrlichkeit zu bekennen, zum gekreuzigten
Christus. So wird die Kirche voranschreiten. (…) Schreiten, bauen, sich bekennen zum
gekreuzigten Jesus Christus. So soll es sein.“
Die Stille nach der Predigt
ist kurz, ein weiteres kleines Anzeichen dafür, dass hier irgendwie ein neuer Ton
angeschlagen wird - wie auch das gesprochene, nicht gesungene Hochgebet.
*
Die Lesungen:Alttestamentliche Lesung: Aus dem Buch des Propheten Jesaja,
Kap. 2,2-5
Neutestamentliche Lesung: Aus dem ersten Petrusbrief,
Kap. 2,4-9