2013-03-08 10:33:03

Missbrauchsstudie Ettal: Ein sehr belastendes Ergebnis


RealAudioMP3 Das oberbayerische Kloster Ettal hat einen weiteren Schritt zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs getan. Am Donnerstag wurde eine Untersuchung zu den Hintergründen der Taten vorgestellt. Daraus geht hervor, aus welchen Gründen die Missbrauchsfälle in einer christlichen Gemeinschaft wie dem Kloster Ettal so lange unentdeckt bleiben konnten. Die Untersuchung war ein Moment der Selbsterkenntnis für die Benediktiner vor Ort – so bewertet der Abt des Klosters, Barnabas Bögle, den Schritt gegenüber dem Münchner Kirchenradio:

„Für mich ist es insgesamt ein sehr belastendes Ergebnis, weil ich erkennen muss, und weil wir als Klostergemeinschaft erkennen müssen, dass Jugendliche und Kinder, die uns anvertraut waren, mit Verletzungen konfrontiert wurden, die nicht einfach wegzulöschen sind und die auch jetzt noch weh tun.“

Das Wichtigste sei nun, mit den Menschen, an denen sich die Mönche schuldig gemacht haben, ins Gespräch zu kommen, „ihnen den Respekt entgegen zu bringen, der ihnen vorher nicht entgegen gebracht wurde“. Nach diesem ersten Schritt gebe es dann weitere Maßnahmen – dazu könne zum Beispiel auch die Übernahme von Therapiekosten gehören.

Die Studie war im Einvernehmen zwischen Abtei und Opferverein in Auftrag gegeben worden. Aus ihr geht hervor, dass es zwischen 1960 und 1990 eine Fülle gewalttätiger Übergriffe gegeben hat. Die Studie spricht davon, dass die Taten „ansteckend“ gewirkt hätten und auch das Verhältnis unter den Schülern geprägt habe. Sie spricht von der „institutionellen Unfähigkeit“ des Klosters, dieses Verhalten in den eigenen Mauern zu stoppen. Unter den Mönchen habe es keinen Austausch gegeben, mangelnde Kommunikation habe der Vertuschung Vorschub geleistet. Der Vorsitzende des Opfervereins sprach im Münchner Kirchenradio von einem Meilenstein:

„Die Studie ist sehr wichtig, weil sie genau diese Frage nach dem ,warum‘ beantwortet: Warum ist das Ganze geschehen? Wir haben jetzt eine Basis, anhand der wir jetzt gemeinsam interpretieren können und Maßnahmen ableiten können – es ist nicht jedem Einzelnen überlassen, Fakten irgendwie einzuordnen.
Es gibt die Leute, die unversöhnlich sind, die am liebsten das ganze Kloster schließen wollen. Das ist aber nicht real. Das haben Leute auch am Aloisiuskolleg bei den Jesuiten versucht, ich halte das für verschwendete Energie. Ich denke, dass es effizienter ist, hier in die Diskussion zu gehen und mit dem Kloster zusammen Zukunftsweisendes zu machen.“

Ähnlich äußert sich auch Abt Barnabas, man wolle mit der Studie nicht nur zurück schauen, sagt er:

„Es ist nicht so, dass diese Studie ein Schlussstrich ist – auf keinen Fall. Sondern die Studie ist für uns eher der Auftrag, wie wir in die Zukunft gehen. Wir müssen miteinander darüber reden, dass Strukturen, die es gegeben hat, nicht wieder auftreten können. Prävention ist etwas, was fortgeschrieben werden muss.“

Die gesamte Studie ist im Internet einsehbar.

(münchner kirchenradio 08.03.2013 ord)







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