Missbrauchsstudie Ettal: Ein sehr belastendes Ergebnis
Das oberbayerische
Kloster Ettal hat einen weiteren Schritt zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs getan.
Am Donnerstag wurde eine Untersuchung zu den Hintergründen der Taten vorgestellt.
Daraus geht hervor, aus welchen Gründen die Missbrauchsfälle in einer christlichen
Gemeinschaft wie dem Kloster Ettal so lange unentdeckt bleiben konnten. Die Untersuchung
war ein Moment der Selbsterkenntnis für die Benediktiner vor Ort – so bewertet der
Abt des Klosters, Barnabas Bögle, den Schritt gegenüber dem Münchner Kirchenradio:
„Für
mich ist es insgesamt ein sehr belastendes Ergebnis, weil ich erkennen muss, und weil
wir als Klostergemeinschaft erkennen müssen, dass Jugendliche und Kinder, die uns
anvertraut waren, mit Verletzungen konfrontiert wurden, die nicht einfach wegzulöschen
sind und die auch jetzt noch weh tun.“
Das Wichtigste sei nun, mit den
Menschen, an denen sich die Mönche schuldig gemacht haben, ins Gespräch zu kommen,
„ihnen den Respekt entgegen zu bringen, der ihnen vorher nicht entgegen gebracht wurde“.
Nach diesem ersten Schritt gebe es dann weitere Maßnahmen – dazu könne zum Beispiel
auch die Übernahme von Therapiekosten gehören.
Die Studie war im Einvernehmen
zwischen Abtei und Opferverein in Auftrag gegeben worden. Aus ihr geht hervor, dass
es zwischen 1960 und 1990 eine Fülle gewalttätiger Übergriffe gegeben hat. Die Studie
spricht davon, dass die Taten „ansteckend“ gewirkt hätten und auch das Verhältnis
unter den Schülern geprägt habe. Sie spricht von der „institutionellen Unfähigkeit“
des Klosters, dieses Verhalten in den eigenen Mauern zu stoppen. Unter den Mönchen
habe es keinen Austausch gegeben, mangelnde Kommunikation habe der Vertuschung Vorschub
geleistet. Der Vorsitzende des Opfervereins sprach im Münchner Kirchenradio von einem
Meilenstein:
„Die Studie ist sehr wichtig, weil sie genau diese Frage nach
dem ,warum‘ beantwortet: Warum ist das Ganze geschehen? Wir haben jetzt eine Basis,
anhand der wir jetzt gemeinsam interpretieren können und Maßnahmen ableiten können
– es ist nicht jedem Einzelnen überlassen, Fakten irgendwie einzuordnen. Es
gibt die Leute, die unversöhnlich sind, die am liebsten das ganze Kloster schließen
wollen. Das ist aber nicht real. Das haben Leute auch am Aloisiuskolleg bei den Jesuiten
versucht, ich halte das für verschwendete Energie. Ich denke, dass es effizienter
ist, hier in die Diskussion zu gehen und mit dem Kloster zusammen Zukunftsweisendes
zu machen.“
Ähnlich äußert sich auch Abt Barnabas, man wolle mit der Studie
nicht nur zurück schauen, sagt er:
„Es ist nicht so, dass diese Studie ein
Schlussstrich ist – auf keinen Fall. Sondern die Studie ist für uns eher der Auftrag,
wie wir in die Zukunft gehen. Wir müssen miteinander darüber reden, dass Strukturen,
die es gegeben hat, nicht wieder auftreten können. Prävention ist etwas, was fortgeschrieben
werden muss.“