Minderjährige und
Demenzkranke sollen in Belgien künftig ebenfalls einen rechtlichen Anspruch auf Euthanasie
haben. Das ist zumindest ein Gesetzesentwurf, der derzeit in Brüssel diskutiert wird.
Bereits seit 2002 ist Euthanasie in Belgien für Erwachsene legal. Die Bischöfe Belgiens
sind besorgt. Wie im Gespräch mit Radio Vatikan der Bischof von Lüttich, Aloys Jousten,
sagt, gehe es im wahrsten Sinne des Wortes „um Leben und Tod“.
„Wir möchten
zunächst unterstreichen, dass wir bereits 2002 gegen das Euthanasiegesetz waren und
weiterhin sind. In diesem Gesetz wurde bereits unterstrichen, dass es vor allem auf
die freie Entscheidung eines Kranken ankomme und dass man ihm diese freie Entscheidung
einräumen müsse. Wenn nun dieses Gesetz ausgeweitet werden soll auf Demenzkranke und
Minderjährige, dann werden unsere Befürchtungen und Vorbehalte noch verstärkt. Denn
wir befürchten, dass die Freiheit des Einzelnen hier noch mehr unterstrichen wird
und dann Demenzkranken und Minderjährigen diese ,Freiheit´ gewährt [die sie aufgrund
ihres Zustandes eigentlich nicht wahrnehmen können, Erg. d. Red.].“
Vertreter
fast aller belgischen Parteien stehen hingegen hinter der Gesetzesausweitung. Bereits
mit geltender Rechtslage verzeichnet das Land im 2012 1.432 Fälle von Euthanasie.
„Es
ist klar, dass das, was in unserem Land geschieht, leider auch eine Vorreiterrolle
in Europa spielen kann. Das haben wir beispielsweise mit der Legalisierung gleichgeschlechtlicher
Partnerschaften gemerkt, wie andere auf dieser Linie nachziehen wollen. Irgendwie
ist das Euthanasie-Thema eine weltweite Entwicklung, bei der Belgien das nicht mehr
bremsen kann. Wir müssen aber hier bei uns – also in unserem eigenen Land – die Stimme
erheben und der Gesellschaft sowie vor allem auch den Verantwortlichen im Parlament
ins Gewissen reden.“
Bischof Jousten von Lüttich liegt besonderes ein Anliegen
am Herzen:
„Wir müssen mit den Ärzten überlegen, welche Rolle sie einnehmen.
Wir müssen die Ärzte schützen, denn es besteht die Gefahr, dass sich ein großer Vertrauensverlust
anbahnt. Wenn ich nicht mehr weiß, was mein Arzt mit mir tun wird, wenn ich in einer
bestimmten Lage bin und obschon ich gegen Euthanasie bin, dann kommen wir an einen
Punkt, den wir mit den Ärzten und überhaupt in der Gesellschaft besprechen müssen.“