2013-03-05 14:03:02

Kardinal Kasper: „Auch mit 80 Jahren ist man noch unterwegs“


RealAudioMP3 An diesem Dienstag wird unter den Kardinälen einer ganz besonders gefeiert. Kardinal Walter Kasper wird 80 Jahre alt und ist somit der älteste wahlberechtigte Kardinal für das Konklave. Doch nicht nur in Rom gibt es Gratulanten, auch aus Deutschland sendet man ihm herzliche Grüße.

Erzbischof Zollitsch schickt ihm ganz persönliche Wünsche und ehrt ihn als prägenden Theologen. Kardinal Kasper habe vor allem in seiner Arbeit im päpstlichen Rat für die Einheit der Christen die Ökumene voran gebracht. „Für dich ist Ökumene kein Selbstzweck. Sie zielt immer über sich hinaus auf die Versöhnung und die Einheit aller Christen. Vieler solcher versöhnenden Wege hast du für Papst Johannes Paul II. angelegt, ebenso für Benedikt XVI.“, schreibt Zollitsch.

Im Interview mit P. Bernd Hagenkord zieht Kardinal Kasper Bilanz. Die Jahre haben ihn theologisch verändert:

„Man lebt mit der Kirche und in der Kirche: Natürlich hat das Konzil mich schon verändert. Später, als ich vom akademischen in das Bischofsamt übergegangen bin – da wäre es ja merkwürdig, wenn man von den neuen Herausforderungen nicht auch geprägt würde! Man wird kein anderer, aber es werden dann plötzlich Aspekte lebendig. Oder die vielen Reisen in die Dritte Welt, später die vielen Begegnungen mit praktisch allen großen christlichen Kirchen oder auch mit den Juden: Da tun sich einem neue Fenster auf, man wächst, reift und wird nachdenklich über vieles. Natürlich hat jeder, wenn er jung ist, Hoffnungen und Erwartungen, die sich dann später zum Teil als Seifenblasen herausstellen, aber viele Dinge sind auch in Erfüllung gegangen.“

Das Zweite Vatikanische Konzil war eine Hoffnung in der liturgischen und biblischen Bewegung der 50er Jahre. Es sei ihm immer ein Anliegen gewesen, die Früchte des Konzils zu ernten und in der Theologie der Gegenwart lebendig zu halten, so beschreibt Erzbischof Zollitsch Walter Kaspers Bemühungen für das Konzil. Doch die Bemühungen und die persönliche Auseinandersetzung sind für den Kardinal auch mit 80 Jahren nicht abgeschlossen:

„Natürlich ist das ein unabgeschlossener Prozess, auch mit achtzig Jahren ist man noch unterwegs. Da kann man nicht einfach sagen, es ist abgeschlossen. Man nimmt nicht mehr so viel aktiven Einfluss auf die Dinge, das soll man auch nicht, das soll man den Jüngeren überlassen. Aber ich bin neugierig, wie dieser ganze Prozess weitergeht! Ich bin überzeugt, er wird weitergehen – und auf eine vermutlich völlig unerwartete Weise weitergehen.“

Der emeritierte Kurienkanal ging immer mit seinem Bischofswahlspruch „Veritatem in caritate“ (Wahrheit in Nächstenliebe) durch das Leben. Sein Leitmotiv zieht sich wie ein roter Faden durch die 80 Jahre und sein theologisches Wirken. Nächstenliebe auch denen zeigen, die nicht vollständig der katholischen Linie folgen. Anfang der 1990er Jahre wagte er einen Vorstoß in Bezug auf geschiedene Wiederverheiratete. Er überrascht immer wieder dadurch, dass er frei sagt, was er denkt. Seine Argumentation: das Evangelium. Wie stark dieses sich durchsetzt, kann er aber auch nicht sagen.

„Ich setze auf die Überzeugungskraft dieses Evangeliums von Jesus Christus – und wie das konkret aussehen wird, das ist etwas, das mich noch neugierig hält, auch noch mit achtzig Jahren! Natürlich kann niemand voraussehen, wie es in hundert Jahren sein wird, aber ich denke, der Geist Gottes bereitet gegenwärtig in all diesen Mühen und Mühsalen etwas Neues vor für seine Kirche.“

Das wünscht sich Kardinal Kasper auch für den nächsten Papst – ein neues Gesicht für das Pontifikat und für die Kirche. Doch das kommende Konklave ist ihm ein wenig in die Parade gefahren. Eigentlich war ein Empfang in Wangen geplant, wo seine Schwester wohnt. Und auch die Stuttgarter wollten, laut Bischof Fürst, den Kardinal hochleben lassen. Doch die Feierlichkeiten werden nachgeholt. Aber wenn es nach Walter Kasper geht, sicherlich nicht mehr so ausschweifend.

„Man wird älter, man wird schneller müde und all das; man will nicht mehr den ganzen Betrieb. Ich möchte nicht mehr so viel herumreisen, wie ich das nun jahrzehntelang getan habe – aber man soll im Herzen jung bleiben!“

Ein Beitrag von Pia Dyckmans

(rv 05.03.2013 ord/sk/pd)








All the contents on this site are copyrighted ©.