Votivkirche: Besetzung nach elf Wochen friedlich beendet
Nach elf Wochen ist am Sonntag Morgen die Besetzung der Wiener Votivkirche friedlich
beendet worden. Die rund sechzig Flüchtlinge nahmen das Angebot der Erzdiözese Wien
zur Übersiedlung in Räume des benachbarten früheren Servitenklosters an; sie räumten
das zweitgrößte Gotteshaus der Bundeshauptstadt. In die Verhandlungen hatte sich bis
Samstagabend über Telefon aus Rom Kardinal Christoph Schönborn eingeschaltet, der
am bevorstehenden Konklave teilnimmt. Pfarrer Joseph Farrugia sagte am Sonntag, er
danke dem Kardinal, dem Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki und der Caritas für
ihre Hilfe. Er persönlich habe immer an eine gute Lösung ohne Einsatz der Polizei
geglaubt und dafür gebetet, so Farrugia. Wichtig sei gewesen, dass alle Geduld gehabt
hätten. Die Besetzung habe bedauerlicherweise zu vielen Absagen geführt - unter anderem
konnte kein Kreuzweg gebetet werden, und es mussten zahlreiche geplante Konzerte gestrichen
werden. Für ihr neues Quartier sicherte Kardinal Schönborn den Flüchtlingen das Gastrecht
der Kirche zu.
Der Geschäftsführer der Wiener Caritas, Klaus Schwertner, drückte
Erleichterung über den Schritt zur Übersiedlung aus. Die Caritas werde sich „weiterhin
dafür einsetzen, dass es zu grundsätzlichen Verbesserungen im österreichischen Asylwesen
kommt“. Hier gehe es „zuallererst um mehr Menschlichkeit und Menschenrechte für schutzsuchende
Menschen“. Adalat Khan, ein Sprecher der Flüchtlinge, dankte der Pfarre Votivkirche
und Pfarrer Farrugia für die Geduld. „Nach dem Camp im Park war die Kirche ein wichtiger
Ort für unseren Protest. Wir sind nun froh, unser Bemühen um bessere Bedingungen für
die Flüchtlinge und um eine sichere Zukunft für alle an einem neuen, offenen Ort und
in einer regulären Wohnsituation fortsetzen zu können.“ Es tue den Flüchtlingen leid,
dass sie den Pfarrangehörigen Unannehmlichkeiten bereitet haben, „aber wir wollten
niemanden stören, nur unsere Menschenwürde verteidigen“.