Der Brüsseler Kardinal Godfried Danneels hat nach eigenen Angaben seine Teilnahme
am Konklave zur Papstwahl nie in Zweifel gezogen. Eine Absage sei für ihn „nicht im
Entferntesten“ in Betracht gekommen, erklärte der frühere Erzbischof von Mechelen-Brüssel
belgischen Medienberichten zufolge an diesem Donnerstag. Er sei Kardinal, und man
bitte ihn, an der Papstwahl teilzunehmen. Darum werde er das auch tun. Danneels ist
der derzeit einzige stimmberechtigte Kardinal aus Belgien.
Danneels lobte Benedikt
XVI. laut Zeitungsberichten als „außergewöhnlichen Mann“ mit herausragenden theologischen
Kenntnissen. Er habe sich nicht mit dem Papsttum gleichgesetzt, sondern es als Auftrag
empfunden, sagte der Kardinal vor seiner Abreise.
Vergangene Woche hatten belgische
Missbrauchsopfer mit einer Petition gegen die Teilnahme von Danneels am Konklave protestiert.
Er sei bei der Papstwahl fehl am Platz, weil er wegen seines Verhaltens während des
Missbrauchsskandals in Belgien keine moralische Autorität mehr besitze, sagte der
Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Menschenrechte in der Kirche“, Rik Deville. Die Gruppe
vertritt mehr als 800 Opfer sexuellen Missbrauchs.
Seit April 2010 wurde Belgien
von einer Debatte über Kindesmissbrauch durch Geistliche erschüttert. Ausgelöst wurde
sie durch den Rücktritt des Bischofs von Brügge, Roger Vangheluwe; er musste eingestehen,
einen Neffen über Jahre sexuell missbraucht zu haben. Im Verlauf des Falles litt auch
Danneels' Image Schaden. Danneels musste die Vertuschungsvorwürfe kommentieren und
räumte „Fehler“ ein.