Bei den bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 4. März besteht die
Gefahr, dass die sozialen und ethnischen Spannungen in Kenia politisch ausgenutzt
werden. Dies befürchtet das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“. Terrororganisationen
schmuggelten Waffen aus Somalia ein und wollten gewaltsame Auseinandersetzungen wie
schon im Jahr 2007 provozieren, erklärt das Hilfswerk. Damals erlebte das Land wegen
des umstrittenen Ergebnisses der Präsidentschaftswahl zwei Monate lang gewaltsame
Konflikte. 1.200 Menschen starben und 600.000 wurden vertrieben. Komme es diesmal
zu ähnlichen Unruhen, könnte es noch schlimmer werden, so „Kirche in Not“: Vor sechs
Jahren gingen die Menschen noch mit Pfeil und Speer aufeinander los. Heute seien sie
dagegen oftmals mit Sturmgewehren und Granaten bewaffnet.
Die wirtschaftliche
Situation in Kenia ist schlecht. Die Lebenshaltungskosten sind hoch und die Menschen
verdienen oft nicht genug zum Leben; zudem sind die Krankenhäuser oft unhygienisch.
Immer wieder gibt es Spannungen mit Nachbarstaaten wie Somalia. Auch das Flüchtlingsproblem
lastet schwer auf Kenia: Im Norden des Landes gibt es Lager mit über 500.000 somalischen
Flüchtlingen. Gewaltsame Auseinandersetzungen sind dort an der Tagesordnung.
Radikale
Islamisten wie die somalische Al-Shabaab-Miliz stellen inzwischen ein ernstes Problem
dar – vor allem für die Christen des Landes. Im mehrheitlich muslimischen Osten Kenias
kam es 2012 verstärkt zu Terroranschlägen auf christliche Gemeinden. So wurden in
der Stadt Garissa am 1. Juli 2012 die Teilnehmer von zwei Sonntagsgottesdiensten mit
Granaten und Feuerwaffen angegriffen. 16 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.
Drei Monate später, am 30. September 2012, wurde ein weiteres Gotteshaus Ziel eines
Attentates. Diesmal war es eine anglikanische Kirche in einem Vorort von Nairobi.
Ein Kind wurde dabei getötet, neun weitere erlitten Verletzungen. Solche Angriffe
haben sich gehäuft, seit die kenianische Regierung im Oktober 2011 beschlossen hatte,
Soldaten nach Somalia zu senden, um dort den Aufstand der Al-Shabaab-Miliz niederzuschlagen.
Der
kenianische Bischof Paul Darmanin sagt zu diesen Vorfällen: „Die Kirchen werden zur
Zielscheibe der Terroristen, weil sie leicht zu treffen sind, doch die Motivation
dieser Angriffe ist politisch begründet.“ Christen und Muslime befänden sich nicht
im Konflikt, beide Seiten hätten die Attentate verurteilt und jeden Religionskrieg
abgelehnt.
Insgesamt 70 Völker leben in Kenia, neben den Amtssprachen Kisuaheli
und Englisch gibt es daher noch 51 Dialekte. 78 Prozent der Einwohner Kenias bekennen
sich zum Christentum, dennoch gibt es, vor allem im Grenzgebiet zu Somalia, auch vorwiegend
muslimisch geprägte Regionen im Land.