2013-02-27 16:33:16

Erzbischof Zollitsch: „Wehmut, Dank und Stolz“


RealAudioMP3 Wehmut, Dankbarkeit und auch ein wenig Stolz auf den deutschen Papst – mit diesen Gefühlen verabschiedet sich die deutsche Kirche von Benedikt XVI.. Deutsche Kirchenvertreter, Politiker und Delegationen aus Deutschland waren zur letzten großen Generalaudienz des Papstes an diesem Mittwoch nach Rom gekommen. Darunter war auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch. Der Freiburger Erzbischof fasste die Gefühle der deutschen Papstanhänger vor Journalisten in Worte:

„Danke, Papst Benedikt! Ich bin froh, dass er diese Aufgabe acht Jahre lang in dieser Weise wahrgenommen hat und ich wünsche ihm, wenn er nun am Donnerstag aus dem Amt scheidet, Gottes Segen! Wir werden zur gleichen Stunde, wenn er in Rom Abschied nimmt, in Berlin einen Dankgottesdienst feiern und wollen dort auch noch einmal zeigen: Wir Deutschen sind froh und dankbar für diesen Papst, und das wollen wir zum Ausdruck bringen!“

Zollitsch würdigte Benedikt XVI. als „großen Theologen“ und als Papst mit Weitblick für die Zukunft der Kirche. Das habe er selbst auch in persönlichen Gesprächen mit dem Papst immer wieder gespürt.

„Mit Papst Benedikt verlässt einer der größten Theologen auf dem päpstlichen Stuhl sein Amt, darüber lohnt es sich nachzudenken. Er hat durch seine Theologie, früher als Professor, als Kardinal und jetzt noch mal durch die drei Jesusbücher, die Kirche entscheidend geprägt. Er ist ein Mann des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ich habe gestaunt, wie er jetzt noch einmal neu sagt, dass er glaubt, dass die eigentliche Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, nämlich die richtige Deutung, jetzt erst noch kommt. Dafür hat er viel investiert.“

Benedikt XVI. ist ein „Mann, der Brücken baut und Brücken gebaut hat“, so Zollitsch weiter. Der Erzbischof nannte hier die Schritte des deutschen Papstes auf die anderen christlichen Konfessionen und die anderen monotheistischen Religionen zu – den Islam und das Judentum. Seine Bemühungen um den rechten Rand der Kirche hätten ihn freilich an Grenzen gebracht, räumte der Erzbischof - mit Blick auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. - weiter ein :

„Er hat darunter gelitten, dass er nicht richtig verstanden und seine Anliegen dort nicht aufgenommen wurden. Aber er wird als großer Beter, der er immer war, diese Anliegen weiter vor Gott tragen: Insofern verlieren wir ihn nicht ganz, wir wissen ihn hier im Vatikan als Beter mitten unter uns: Und ich persönlich habe immer die Erfahrung gemacht, dass das Gebet eine große Kraft hat. Und ich traue dem Gebet des Papstes auch eine große Kraft zu.“

Wie kann die Kirche heute Gott den Menschen wieder nahe bringen? Diese Frage sei für den Papst zentral gewesen, so Zollitsch; Benedikt habe sie in konkrete Taten übersetzt.

„Er hat gespürt, dass wir neue Initiativen brauchen – darum auch das Jahr des Glaubens, die Bischofssynode zur Frage der Neuevangelisierung und die Einrichtung des Rates für die Neuevangelisierung, weil er – wie er selber sagt – spürt: Es muss heute eine neue Sprache gefunden werden, es muss der Glaube neu übersetzt werden, in die Herzen der Menschen hineingesprochen werden. Und ich habe erlebt, dass er ein Mensch ist, der zuhören kann und einen ungeheuer ernst nimmt.“

Dass mit Abtreten des deutschen Papstes die deutsche Kirche nun keine Stimme mehr im Vatikan habe, befürchtet Zollitsch nicht. Er selbst werde als Vertreter der deutschen Bischöfe den Kontakt nach Rom jedenfalls halten, kündigte der Vorsitzende der deutschen Bischöfe an:

„Wir haben Leute im Vatikan, die wir gut kennen. Und ich werde auch weiter das Gespräch mit dem Vatikan suchen. Ich war ja auch jedes Mal, wenn ich in Rom war, mit den Präfekten der Kongregationen im Gespräch... Und das werden wir weiter suchen, denn die Kirche in Deutschland ist sicher auch eine Kirche, die Gewicht hat in Rom. Auch wenn wir nicht so tun sollten, als seien wir gerade der ,Nabel der Welt‘, denn die katholische Kirche ist ja eine weltweite Kirche. Ich habe gerade bei der Bischofssynode im Oktober gespürt, dass die zentralen Fragen die Kirche weltweit beschäftigen und nicht allein die Kirche in Deutschland. Auch wenn manche Fragen in Mitteleuropa vielleicht schneller gestellt sind als in anderen Ländern.“

Könnte sich der deutsche Erzbischof in diesem Kontext auch einen nicht-europäischen Papst vorstellen, über den im Vorfeld des Konklaves ja bereits spekuliert wird?

„Ich kann mir durchaus vorstellen, dass nun ein Papst auch aus einem anderen Kontinent kommt, weil von der Zahl der Katholiken her der Schwerpunkt nicht mehr Europa ist. Natürlich wird Europa immer eine tragende und zentrale Rolle spielen. Aber ich würde einen Papst aus der dritten Welt, aus einem anderen Kontinent sehr gerne begrüßen. Was aber nicht heißt, dass ich Angst hätte, wenn ein Italiener Papst wird.“

Dankgottesdienste für den Papst in Rom und Berlin

Erzbischof Zollitsch feierte an diesem Mittwochnachmittag mit deutschen Pilgern in Rom einen Dankgottesdienst für Papst Benedikt XVI. Die Veranstaltung fand in der Kirche „Santa Maria in Traspontina“ an der Via della Conciliazione statt. Am Donnerstag findet dagegen in Berlin ein bundesweiter Dankgottesdienst für das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. statt. An dem Gottesdienst in der Sankt Hedwig-Kathedrale werden auch der Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, und der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Périsset, teilnehmen.

(rv 27.02.2013 pr)








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