2013-02-23 11:55:50

Kardinal Walter Kasper


Kardinal Walter Kasper ist der älteste unter den wahlberechtigten Kardinälen. Der emeritierte Kurienkardinal wird zwar am 5. März 80 Jahre alt und ist damit bei Beginn des Konklaves bereits jenseits der Altersgrenze; nach der Papstwahlordnung bleibt er aber stimmberechtigt, weil er bei Eintritt der Sedisvakanz noch 79 war.

Kasper war von 2001 bis 2010 Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen und damit oberster Beauftragter für die Ökumene. Vor seinem Wechsel in den Vatikan 1999 war er für zehn Jahre Bischof von Rottenburg-Stuttgart; sein Wahlspruch lautet „Veritatem in caritate“ – „Wahrheit in Liebe (sagen)“. Kasper war weiter Vorsitzender der Kommission Weltkirche und Stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz. Über Jahrzehnte hinweg prägte er die deutsche Kirche und die Weltkirche mit.

Kasper promovierte in Tübingen, wo er sich beim Theologen Hans Küng habilitierte. Später lehrte er Dogmatik in Münster und Tübingen. Sich mit Ökumene auseinanderzusetzen, war ihm „natürlich“, gibt er heute rückblickend an. Bereits als Student in Tübingen habe er evangelische Vorlesungen besucht, und zwar schon vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil: „Es war spannend, diese andere Theologie kennenzulernen.“

Als prägend beschreibt Kasper den ökumenischen Aufbruch im Kontext der historischen Bischofsversammlung im Vatikan, auch wenn er selbst dabei nicht direkt beteiligt war. Während des Konzils sei die ökumenische Bewegung „so richtig auf die Tagesordnung“ gekommen. Allerdings sei das Konzil bis heute „noch nicht ausgeschöpft“ worden, so der Kardinal. Im Verhältnis zwischen Papst und Bischöfen oder bei der Stellung der Laien in der Kirche gebe es etwa „noch viel zu tun“, so der langjährige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Den Konzilsvätern sei es um eine „umfassende Erneuerung der Kirche aus ihrem Ursprung heraus“ gegangen – das Konzil darf deshalb nicht „nur auf ein paar Schlagworte“ reduziert werden.

Johannes Paul II. erhob Kasper wie Karl Lehmann im Jahr 2001 zum Kardinal. Im selben Jahr ernannte Benedikts Vorgänger ihn auch zum Präsidenten des päpstlichen Einheitsrates, der für Ökumene-Fragen und für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig ist. Die Ökumene fasste Kasper in einem Interview so in Worte: Es gebe ein „gemeinsames Fundament in Jesus Christus, in der einen Taufe sind wir fundamental schon eins. Und auf dieser Grundlage versucht man durch einen Austausch der Ideen – so hat es Johannes Paul II. definiert – einander näher zu kommen, voneinander zu lernen und so immer mehr eins zu werden in Jesus Christus.“

Benedikt XVI. bestätigte Kasper 2005 im Amt des Präsidenten des päpstlichen Einheitsrates, bis der deutsche Papst dann im Jahr 2010 – nach zweimaliger Ablehnung – Kaspers Rücktrittsgesuch annahm, das dieser aus Altersgründen vorgebracht hatte. Kaspers Nachfolger ist der Schweizer Theologe und Kurienkardinal Kurt Koch.

Kardinal Kasper ist Mitglied der Glaubenskongregation, der Kongregation für die orientalischen Kirchen, der Apostolischen Signatur, des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und des Päpstlichen Rates für die Kultur. Weiter war Kasper Mitglied der Kommission Glaube und Kirchenverfassung des Weltkirchenrates (ÖRK) und der Internationalen Theologenkommission in Rom. Er nahm als Kardinal an dem Konklave teil, das am 19. April 2005 Joseph Ratzinger zum Papst wählte.

Papst Benedikt XVI. ist nach Ansicht des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper in seinem Pontifikat mit einer bedeutend schwierigeren Situation als sein Vorgänger Johannes Paul II. konfrontiert gewesen. Schwierigkeiten hätten sich vor allem aus einer verschärften Säkularisierung und der veränderten Weltlage nach dem Kalten Krieg ergeben, sagte Kasper in diesen Tagen im Vatikan. Der scheidende Papst habe zunächst den Glauben vertiefen und festigen wollen, weil dies vor den von vielen erwarteten Reformen stehen müsse. „Er hat dabei sehr viel zur Konsolidierung der Kirche im Glauben und zur Vertiefung des Glaubens beigetragen“, betonte Kasper.

Der künftige Papst muss aus Kaspers Sicht Reformen in der Kurie angehen. „Denn es läuft nicht alles so, wie es in der heutigen Situation laufen müsste.“ Zugleich sollte der neue Papst seiner Ansicht nach „in erster Linie ein Hirte sein, der die Menschen im Herz berührt und ihre Sprache findet“. Weiter müsse er die sich radikal verändernde Weltsituation im Blick haben: „Europa ist nicht mehr Zentrum“, so der älteste Wähler des anstehenden Konklaves.

(rv 23.02.2013 pr)







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