Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Paul Josef Kardinal Cordes besonders durch seine
Untersuchung zur Rolle der Väter in der modernen Gesellschaft bekannt: Die verlorenen
Väter – ein Notruf. Freiburg (Herder) 2002. Cordes war aber auch Präsident des Päpstlichen
Rates „Cor Unum“. Als „Caritas-Minister“ äußerte sich auch zur Enzyklika Papst Benedikts
XVI. „Caritas in veritate“. Dieses Lehrschreiben gehe weit über Sachprobleme hinaus
– es beziehe sich wie keine Sozialenzyklika vor ihr auf den Menschen. Papst Benedikt
hebe sehr nachdrücklich hervor, dass die Gesellschaft sich nur über „neue Menschen“
ändern kann, sagte Kardinal Cordes dem Kölner Domradio.
„Es ist das erste
Mal, dass eine Sozialenzyklika so deutlich die Akteure, also die Menschen, die verändern
sollen, in den Blick nimmt. Es geht nicht nur um Veränderungen der Strukturen – diese
Strukturen können ja nur durch neue Menschen verändert werden. Früher hat die Soziallehre
der Kirche immer sehr die Sachprobleme in den Vordergrund gestellt, aber der Papst
ist realistischer: Wenn die Sachprobleme, wenn Armut, Krieg und Probleme der Bioethik
inzwischen erkannt sind, können sie nur bewältigt werden, wenn sich Menschen daran
machen. Dieses Neue ist ganz nachdrücklich der Appell an die Menschen guten Willens,
diese Probleme in Angriff zu nehmen.“
Dieser Appell stehe ganz klar unter
dem Stichwort der Caritas, der christlichen Nächstenliebe, so Cordes.
„Das
bedeutet aber, dass der Mensch diese Wahrheit nur erkennen und leben kann, wenn er
sich erleuchten lässt von der Liebe, die von Gott kommt. Die Enzyklika hat, vielleicht
verstehen das viele draußen in der Welt nicht, einen sehr geistlichen, sehr theologischen
Aspekt. Manchmal kommt es einem vor, dass hier eine Moraltheologie gemacht wird. Und
das scheint mir sehr realistisch. Man sollte nicht sagen, das hilft ja nichts, sondern
man muss im Gegenteil sagen: Erst dann, wenn Menschen andere Perspektiven und andere
Impulse bekommen, kann auch die Gesellschaft sich ändern. Das ist ein Appell an die
Manager, an die Politiker und auch an die Männer und Frauen der Kirche.“
Biographie
Kardinal
Paul Josef Cordes ist am 5. September 1934 in Kirchhundem geboren. Am 21. Dezember
1961 empfing Cordes in Paderborn durch Erzbischof Lorenz Jaeger das Sakrament der
Priesterweihe. Papst Johannes Paul II. ernannte Paul Josef Cordes am 11. März 1980
zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Rates für die Laien. Am 24. November 2007 nahm
ihn Benedikt XVI. als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie San Lorenzo in Piscibus
in das Kardinalskollegium auf. Sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch
nahm Benedikt XVI. am 7. Oktober 2010 an.