2013-02-22 12:26:22

Der Vatikan und die „Pille danach“


RealAudioMP3 Es gibt keine allgemeingültige Richtlinie der katholischen Kirche zum Umgang mit der sogenannten „Pille danach“. Das sagt gegenüber Radio Vatikan der Berater des Päpstlichen Gesundheitsrates, Mauro Cozzoli. Der Vatikan habe dazu kein Dokument vorzuweisen, meinte er unlängst - noch vor entsprechenden Beratungen der Deutschen Bischofskonferenz, und unabhängig davon - in einem Interview. Die medizinische Wissenschaft entwickle sich ständig weiter und stelle neue Präparate her, die je nach Fall verschiedene Auswirkungen haben können.

„Moraltheologen diskutieren selbstverständlich ständig darüber. Vor allem muss jeder Einzelnfall separat betrachtet werden. Was wir leider festhalten müssen, ist die Tatsache, dass die Gewalt gegenüber Frauen in letzter Zeit gestiegen ist. Deshalb sagen heutzutage viele Moraltheologen Ja zu einer Pille, die eine Schwangerschaft verhindert. Aus moralischer Sicht ist es jedoch wichtig, dass dabei kein Leben zerstört wird. Allerdings - jedes Mittel, dass einen Gewaltakt lindert, ist legitim.“

Nach dem Bekanntwerden der Abweisung einer vergewaltigten Frau durch zwei katholische Kliniken in Köln hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner dafür um Entschuldigung gebeten. Meisner hatte auch klargestellt, dass eine „Pille danach“ moralisch erlaubt wäre, die eine Schwangerschaft in einem solchen Fall verhindern würde.

„Was den Vorfall in Köln betrifft, gibt es zwei Punkte zu nennen: Erstens geht es um die Frage der Aufnahme des Vergewaltigungsopfers durch das Krankenhaus. Da muss ganz klar gesagt werden, dass die Krankenhäuser die Frau hätten aufnehmen sollen. Ein Vergewaltigungsopfer benötigt unbedingt eine medizinische Hilfe sowie eine psychologische Unterstützung, aber auch einen seelsorgerlichen Beistand. Deshalb müssen wir ganz klar die Vorfälle in Köln tadeln. Sie haben falsch gehandelt!“

Ein zweiter Aspekt des Kölner Vorfalls betrifft die Frage nach der möglichen Schwangerschaft eines Vergewaltigungsopfers.

„Der Kölner Erzbischof nannte dazu ein Medikament, das eine Schwangerschaft verhindern sollte, aber gleichzeitig nicht ein Abtreibungsmittel ist. Dies wäre sicherlich gutzuheißen. Nun, ich selber kenne keine solche Pille, aber falls es ein solches medizinisches Präparat gäbe, dann dürfte es auch ohne Zweifel angewandt werden.“

Eine solche „Pille danach“ sei sozusagen ein Verteidigungsmittel gegenüber den Auswirkungen einer Vergewaltigung.

„Aber nur in einem solchen Fall dürfte man eine solche Pille verschreiben. Falls es sich aber um ein Präparat handelt, das nicht einfach nur ein Verhütungsmittel ist, sondern eine befruchtete Eizelle zerstören könnte, dann wäre diese Pille aus moralischen Gründen nicht hinnehmbar. Es ist nicht gerecht, ein potentielles Leben zu töten, auch wenn es durch eine Vergewaltigung entstanden ist.“

(rv 22.02.2013 mg)







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