2013-02-17 08:29:57

Aktenzeichen: Mechthild von Hackeborn – im Jahr des Glaubens


RealAudioMP3 In der Reihe der Frauen aus dem Kloster von Helfta wollen wir Ihnen heute die Hl. Mechthild von Hackeborn vorstellen. Dabei beginnen wir mit Papst Benedikt XVI. – der in einer Generalaudienz diese große deutsche Frauengestalt des Mittelalters mit folgenden Worten beschrieb:

Liebe Brüder und Schwestern!
Mechthild gehört zu den vier großen Mystikerinnen, die das Kloster Helfta in Mitteldeutschland berühmt gemacht haben: Es handelt sich um Gertrud und Mechthild von Hackeborn, Gertrud von Helfta und Mechthild von Magdeburg. Das Zisterzienserinnenkloster zu Helfta wurde etwa 40 Jahre lang von Mechthilds Schwester Gertrud geleitet, die es verstand, der Gemeinschaft eine außergewöhnliche geistliche und kulturelle Prägung zu vermitteln. In dieser Umgebung erwarb ihre jüngere Schwester Mechthild, die schon als Siebenjährige 1248 dem Kloster zur Erziehung anvertraut worden war, eine hohe liturgische und theologische Bildung, die sie dann mit großem Eifer an ihre Mitschwestern weitergab. Mechthilds reiche mystische Erfahrungen, von denen sie nur mündlich erzählt hat, wurden von Gertrud von Helfta, ihrer Biographin, aufgezeichnet. Die monastische Liturgie und die Heilige Schrift waren die Quellen ihres geistlichen Lebens. In ihren Visionen ist es immer wieder Christus selbst, der durch das Evangelium zu ihr spricht und sie die Größe seiner Liebe zu den Menschen ahnen lässt. Dies ist ihr besonders deutlich geworden in dem Jesuswort: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt“ (Joh 15,9). Mechthild nimmt die Worte des Stundengebets und der Heiligen Messe als eine Art Nahrung in die tägliche Arbeit mit. So ist für sie Himmel und Erde miteinander verbunden und gegenseitig offen aufeinander. In der ständigen Verbundenheit mit Gott ist ihr die konkrete Welt immer gegenwärtig: die Kirche, die Wohltäter, die Sünder. Ihre Biographin berichtet, dass sie im Alter den Herrn gebeten hat, für die Rettung der Seelen noch einige Zeit auf dieser Welt leiden zu dürfen. Jesus erfüllte diesen Wunsch; und noch acht Jahre lang lebte sie mit Gebrechen und Krankheiten, ehe sie 1298 zur Vollendung gelangte".

Mit Mechthild von Hackeborn werden wir in die Familie des Baron von Hackeborn eingeführt, einer der vornehmsten, reichsten und mächtigsten Familien in Thüringen, verwandt mit Kaiser Friedrich II., und treten gleichzeitig in das Kloster von Helfta in der herrlichsten Epoche seiner Geschichte ein.

Mechthild wurde im Jahre 1241 oder 1242 als dritte Tochter des Barons im Schloss von Helfta geboren. Mit sieben Jahren besuchte sie zusammen mit ihrer Mutter ihre Schwester Gertrud im Kloster von Rodersdorf. Sie war so von der Atmosphäre fasziniert, dass sie dringlichst wünschte, Teil davon zu werden. Also trat sie als Schülerin ein und wurde im Jahr 1258 Schwester in dem Konvent, Sie zeichnete sich durch Demut, ihren Eifer, ihre Liebenswürdigkeit, Aufrichtigkeit und Unschuld des Lebens aus. Sie war mit hohen natürlichen und geistlichen Talenten beschenkt worden. So wurde die „Nachtigall Gottes", wie sie bald genannt wurde, noch in jungem Alter zur Leiterin der Klosterschule, Direktorin des Chores und Novizenmeisterin, Dienste, die sie mit Talent und unstillbarem Eifer ausführte.

Mit der Gabe der mystischen Schau beschenkt, schrieb Mechthild eine Vielzahl von Gebeten. Sie war Meisterin der treuen Glaubens und von großer Demut, Ratgeberin, Trösterin und Leiterin in Berufungsfragen: „Sie teilte die Lehre", so liest man, „ in einer Fülle aus, wie man es noch nie zuvor im Kloster gesehen hatte, und wir haben, o je, große Angst davor, dass wir nie mehr etwas Ähnliches sehen werden. Die Schwestern versammelten sich um sie wie um einen Prediger, um das Wort Gottes zu hören. Sie war Zuflucht und Trösterin für alle und hatte durch ein einzigartiges Geschenk Gottes die Gnade, jedem frei die Geheimnisse des Herzens zu offenbaren. Viele Menschen, nicht nur im Kloster, sondern auch Fremde, Ordensleute und Laien, kamen von weit her und bezeugten, dass diese heilige Jungfrau sie von ihren Sorgen befreit habe und sie noch nie einen solchen Trost erhalten hatten wie von ihr. Sie verfasste und lehrte so viele Gebete, dass sie zusammengenommen einem Psalter gleichkämen.“

In ihrem langen Leben, das sie im Kloster verbrachte, wurde Mechthild von anhaltenden und starken Leiden geplagt, zu denen sie noch die härtesten Bußwerke für die Bekehrung der Sünder wählte. Das Gebet und die Kontemplation sind der lebenswichtige Humus ihrer Existenz: Ihre Offenbarungen, ihre Lehren und ihr Dienst am Nächsten. Wenn man sich das monastische Leben mit seinen Erfordernissen an eine Leiterin und Chordirektorin vorstellt, dann versteht man, wie ihre einzigartige Fähigkeit als Lehrerin und Erzieherin, ihren Mitschwestern dabei hilft, von der Liturgie her intensiv jeden Moment des klösterlichen Lebens zu leben.

Als liturgisches Gebet hebt Mechthild das Hochgebet während der Feier der Heiligen Messe hervor, vor allem die heilige Kommunion. Während dieser geriet sie in ihrer inniglichen Nähe zum Herrn und dessen liebenden, zärtlichen Herzen oft in Ekstase, in einen wunderbaren Dialog, in dem sie um innere Erleuchtung bat und auf spezielle Weise für ihre Mitschwestern und ihre Gemeinschaft betete. Im Mittelpunkt standen für sie immer die Geheimnisse Christi, zu denen die Jungfrau Maria sie ständig auf dem Weg der Heiligkeit hinwies: Ihre Visionen, ihre Lehren und existentielle Ereignisse in ihrem Leben sind mit Ausdrücken der liturgischen und biblischen Sprache beschrieben. So überrascht sie mit ihrer profunden Kenntnis der Heiligen Schrift, die ihr tägliches Brot war. Sie kam ständig auf sie zurück, sowohl in der Wertschätzung der biblischen Texte in der Liturgie, als auch durch das Ausschöpfen von Symbolen, Worten, Begriffen, Bildern und Persönlichkeiten.

Ihre Vorliebe für das Evangelium wurde so beschrieben: „Die Worte des Evangelium waren für sie wunderbare Speise und lösten in ihrem Herzen Gefühle von solcher Zärtlichkeit aus, dass sie vor lauter Freude die Lesung nicht beenden konnte...Die Art, diese Worte zu lesen, waren von solchem Eifer, dass in allem ihre Zuneigung ausgedrückt wurde. So war sie, auch wenn sie im Chor sang, ganz von Gott eingenommen, von solcher Liebe getragen, dass ihre Gefühle sich in Gesten ausdrückten.

Ein anderes Mal fiel sie in solche Ekstase, dass sie nicht hörte, wie man sie rief oder sie bewegte und nur langsam kam sie wieder zu sich und nahm Dinge um sich herum wahr."


In einer ihrer Visionen war es schließlich Jesus selber, der ihr das Evangelium empfahl. Während der die Schmerzen seines heiligsten Herzens beschrieb, sagte er einmal: „Stell dir vor, wie groß meine Liebe ist: Wenn du sie gut erkennen willst, dann wirst du nirgendwo einen besseren Ausdruck dafür finden als im Evangelium. Keiner hat jemals stärkere und zärtlichere Gefühle als diese gehabt: Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich euch.“.

Die Schülerin Gertrud beschrieb mit eindringlichen Worten die letzten Momente des Lebens der hl. Mechthild von Hackeborn, sehr schwere Momente, aber durch die Präsenz der Heiligsten Dreifaltigkeit erhellt, des Herrn, der Jungfrau Maria und aller Heiligen sowie auch ihrer leiblichen Schwester Gertrud. Als die Stunde kam, in der der Herr sie zu sich nehmen wollte, bat sie ihn, um der Erlösung der Seelen willen noch weiter leiden zu dürfen, und Christus war mit diesem letzten Zeichen ihrer Liebe zufrieden.

Mechthild wurde 58 Jahre alt. Die letzten acht Jahre ihres Lebens waren von einer schweren Krankheit gezeichnet. Ihr Werk und ihr Ruhm der Heiligkeit haben sich weit ausgebreitet. In ihrer letzten Stunde sagte sie: „Herr der Herren...einzige Süße der dich liebenden Seele...singen wir: Venite vos benedicti Patris mei...Kommt, Ihr Geweihten meines Vaters, kommt und nehmt das Reich in Empfang...und sie wurde Teil seiner Herrlichkeit" .

(rv 17.02.2013 ap)







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