Pater Lombardi: „Bescheidener Arbeiter im Weinberg des Herrn“
Kein Aufgeben, sondern
ein „großer Regierungsakt“ ist Benedikts Rücktrittserklärung nach den Worten von Pater
Federico Lombardi. Mit großer Weitsicht und Demut habe der Papst sein Amt ausgefüllt,
so der Vatikansprecher in seinem Wochen-Editorial für Radio Vatikan.
„Wunderbare
menschliche und christliche Weisheit desjenigen, der vor Gott im Glauben in der Freiheit
des Geistes lebt, der seine Verantwortungen und Kräfte kennt und der mit seinem Verzicht
eine Perspektive der Hoffnung und eines erneuerten Einsatzes zeigt. Ein großer Regierungsakt
der Kirche, und zwar nicht – wie manch einer denken mag –, weil Papst Benedikt nicht
mehr die Kräfte spürte, um die römische Kurie zu leiten. Sondern weil es heute große
Kraft braucht, um den Problemen der Kirche und der Welt – die Benedikt mehr als bewusst
sind – die Stirn zu bieten, große Kraft und eine Regierungszeit, die nicht kurzlebigen
pastoralen Aufgaben entspricht, sondern Aufgaben von großer Reichweite.“
Die
Rücktrittserklärung sei ein Ereignis gewesen, das die Welt „erschüttert“ und „jeden
von uns tief berührt“ habe, dessen Tragweite wir immer noch zu verstehen suchen, so
Lombardi. Der Vatikansprecher unterstreicht zugleich, dass der Schritt Benedikt XVI.
– so „unerwartet und ungewöhnlich“ er auch sei – zu diesem Papst passe – Papstkennern
und engen Vertrauten Benedikt XVI. sei die Entscheidung nur folgerichtig erschienen:
„Er
hatte von dieser Möglichkeit klar in dem Interviewbuch ,Licht der Welt‘ gesprochen,
als es dafür noch keinen Anhaltspunkt gab. Er hatte immer eine unaufdringliche und
bedächtige Art, über zukünftige Verpflichtungen seines Pontifikates zu sprechen. Er
war absolut klar, dass er vielmehr einen empfangenen Auftrag ausführte anstatt die
eigene Macht auszuüben. Es war wirklich keine falsche Demut, mit der er sich ganz
zu Beginn seines Pontifikates selbst als ,bescheidener Arbeiter im Weinberg des Herrn‘
beschrieb. Er war immer darauf bedacht, seine nicht übermäßigen körperlichen Kräfte
mit Weisheit einzusetzen, um die immense ihm anvertraute Aufgabe am besten zu bewältigen,
die für ihn unerwartet und in einem schon fortgeschrittenen Alter kam.“
Der
Zukunft der katholischen Kirche mit „zwei Päpsten“ – einem neuen und einem ehemaligen
– sieht Pater Lombardi gelassen entgegen. Die Kraft Benedikt XVI. werde das Papstamt
und die katholische Glaubensgemeinschaft weiter begleiten, zeigt sich der Jesuit überzeugt:
„Benedikt
lässt uns in der Zeit der Schwierigkeiten nicht allein, mit Vertrauen lädt er die
Kirche dazu ein, sich dem Geist und dem neuen Nachfolger Petri anzuvertrauen. Er habe
in diesen Tagen fast physisch die Intensität des Gebetes und der Zuneigung gespürt,
die ihn begleiten, sagte der Papst. Wir werden unsereins die einzigartige Intensität
seines Gebetes und seiner Zuneigung für seinen Nachfolger und für uns spüren. Vielleicht
wird diese spirituelle Verbindung noch tiefer und stärker als vorher sein. Eine intensive
Gemeinschaft in absoluter Freiheit.“ (rv 16.02.2013 pr)