„Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. fällt zusammen mit dem Jahr des Glaubens und
geschieht im 50. Jahr nach der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils. Das ist nicht
ein einfacher Zufall, sondern ein Zeichen der Zeit, das der Papst zum Wohl der Kirche
interpretiert hat.” Diese Worte stammen aus der Feder des Vizedirektors der Vatikanzeitung
„L‘Osservatore Romano“, Carlo Di Cicco, in einem Editorial für seine Zeitung. Er unterstreicht
in seinem Artikel, dass dem Papst bei seinem Rücktritt die Zukunft des christlichen
Glaubens auf der Erde am Herzen liege und er es deswegen für notwendig erachtet habe,
einen Schritt zu machen, der „viele Dinge ändern wird“. Eine „Entscheidung, die neue
Wege in der Geschichte eröffnen wird und die Kohärenz zwischen Doktrin und christlicher
Praxis des aktuellen Papstes besiegelt“, so beschreibt der Autor die Tragweite der
Entscheidung des Papstes. Die Kirche von Benedikt XVI. „ist eine Kirche des christlichen
Glaubens. Nicht eine Kirche des allgemeinen, abstrakten oder ideologischen Glaubens“,
so der Vizedirektor des „L’Osservatore Romano“, der daran erinnert, dass Papst Benedikt
in seinem Pontifikat viele Entscheidungen getroffen habe, die für Überraschungen gesorgt
hätten, bis nun zu seiner letzten Entscheidung: „Sich mit erschütternder Würde und
Natürlichkeit von der Bühne zu verabschieden, in dem Bewusstsein, dass das Schiff
Petri zuallererst vom Geist Gottes gelenkt wird. Von einem Lehrer des Glaubens ist
er so zu einem Zeugen der Glaubwürdigkeit des Versprechens Gottes geworden, den er
für wert erachtet, ihm sein ganzes Leben zu widmen.“ „Das Erbe Benedikts ist bereits
jetzt groß. Aber wenn es sich mit der Zeit erst einmal gesetzt hat, wird es noch wertvoller
erscheinen und besser verstanden werden, als das bislang der Fall ist. Zu versuchen,
dieses Erbe zu erklären, indem man es in die Mitte dunkler Manöver wirft, vor denen
es sich zu verteidigen gilt“, so warnt er, „würde bedeuten, der intellektuellen Transparenz
des Papstes nicht gerecht zu werden. Genauso wie derjenige den hohen Wert seiner Geste
nicht erkennt, der an seinen Rücktritt wie an eine Flucht vor der Verantwortung denkt.“
Denn, so der Vatikankenner, die schwierigen Momente der Kirche, die in diesen acht
Jahren Pontifikat nicht gefehlt hätten, habe Benedikt XVI. mit großem Gottvertrauen
in Angriff genommen und überwunden, sowie Lösungswege eröffnet für lange Jahre offene
Fragen, die er als Erbe vorgefunden habe.