2013-02-12 09:53:37

Reaktionen aus der Weltkirche: „Unauslöschliche Spur“


Der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., würdigte Benedikt XVI. als großen Theologen: „Der Papst hinterlässt eine unauslöschliche Spur im Leben und in der katholischen Kirche, die er nicht nur mit seiner kurzen Amtszeit, sondern auch dank seines äußerst großen Beitrages als Theologe und als höchster Priester der Kirche besiegelt hat.“ Über die Schriften dieses Papstes werde man „noch lange sprechen“, so Bartholomaios. Sie zeugten von seiner profunden Kenntnis der Kirchenväter, von seinem Kontakt mit der modernen Welt und von seinem regen Interesse an den Problemen des Menschen. Die orthodoxe Kirche werde Benedikt XVI. „als lieben und treuen Freund unserer Kirche und Treuer Diener des heiligen Ideals der Einheit aller“ in Erinnerung behalten, so der ökumenische Patriarch von Konstantinopel.


Die russisch-orthodoxe Kirche hofft, dass sich unter einem neuen römischen Papst die guten Beziehungen zur katholischen Kirche fortsetzen. „Es gibt keinen Grund zu erwarten, dass es zu einer wesentlichen Veränderung in der Politik des Vatikan gegenüber der orthodoxen Kirche kommt“, sagte der für den Dialog mit den Katholiken zuständige Sekretär des russisch-orthodoxen Außenamtes, Erzpriester Dmitri Sizonenko, laut Moskauer Medienberichten. Im Verhältnis beider Kirchen gebe es eine positive Dynamik. Noch am Sonntag hatte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., lobende Worte für Papst Benedikt XVI. gefunden. In der „schwierigen Lage“, in der sich das westliche Christentum heute befinde, verteidige der Papst „mutig“ die Positionen und moralischen Werte seiner Kirche, sagte Kyrill I.

Der designierte anglikanische Erzbischof von Canterbury sprach in einer ersten Reaktion von „Traurigkeit, aber völligem Verständnis“. Benedikt habe seine „Rolle mit großer Würde, Verständnis und Mut ausgefüllt“, so der künftige Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft Justin Welby in London.


Der Weltkirchenrat dankt dem scheidenden Papst für dessen „Hingabe für die Kirche und die ökumenische Bewegung“. „Ich habe mit tiefem Respekt gesehen, wie er die Verantwortung und die Bürde seines Amtes in seinem vorangeschrittenen Alter und in einer sehr fordernden Zeit für die Kirche getragen hat“, erklärte ÖRK-Generalsekretär und lutherische Geistliche Olav Fykse Tveit am Montag in Genf. Er rief Christen aller Konfessionen auf, für die römisch-katholische Kirche „in dieser sehr wichtigen Zeit des Übergangs“ zu beten.

Der aschkenasische Oberrabbiner von Israel, Yona Metzger, betont, dass Benedikt XVI. Entscheidendes für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Christentum und Judentum getan habe. Dadurch habe er „zu einem Rückgang antisemitischer Akte in der Welt beigetragen“, so der Oberrabbiner in Jerusalem.


Für den früheren Prager Kardinal Miloslav Vlk (80) kommt der angekündigte Rückzug des Papstes „nicht völlig überraschend“. Dem tschechischen Fernsehsender CT24 sagte Vlk er habe Benedikt in der jüngsten Vergangenheit dreimal getroffen. Dabei habe Benedikt einen erschöpften Eindruck gemacht. „Dem Papst ging es sichtbar gesundheitlich nicht gut; er konnte sich nur schlecht bewegen. Alles in allem wirkte er sehr geschwächt und gealtert“, so Vlk. Er würdigte Benedikt als außerordentliche Persönlichkeit.


US-Kardinal Timothy Dolan erklärte, er sei betroffen und perplex. Ein Konklave sei aus seiner Sicht gut beraten, nach den Qualitäten Ausschau zu halten, die auch Benedikt XVI. besessen habe, nämlich Weltwissen, theologische Tiefe, persönliche Frömmigkeit und Sprachentalent. Das sagte der New Yorker Erzbischof und Vorsitzende der US-Bischofskonferenz in einem Fernsehinterview.


Der italienische Kardinal Angelo Bagnasco würdigte „das Beispiel tiefer innerer Freiheit“, das der Papst gebe. Bagnasco hat an dem Kardinalstreffen an diesem Montag teilgenommen und dort vom Papst selbst die Rücktritts-Absicht erfahren. Benedikt habe sich in seiner Amtszeit durch seine „ruhige und demütige Führung des Schiffleins Petri“ ausgezeichnet, so der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz.


Die koptisch-orthodoxe Kirche in Ägypten würdigt „die große Ehrlichkeit des Papstes“. Das sagte ihr Sprecher Bischof Angelos der Nachrichtenagentur ansa. Der Großimam der sunnitischen al-Azhar-Moschee in Kairo ließ wissen, er sei „aufgerührt“, die Nachricht aus Rom sei „keine gute Nachricht“.


Der frühere Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls nannte den Rückzug des Papstes „eine sehr mutige und sehr spirituelle Entscheidung“. Benedikt weiche keineswegs wegen der Bürde von Skandalen, sondern erst nachdem er „alle Skandale gelöst“ habe, so der Spanier unter Verweis „auf Missbrauchsskandale und Vatileaks“.


Mit „Überraschung und Traurigkeit“ reagierten Bischöfe in Australien, Neuseeland, Indien und auf den Philippinen auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. reagiert. Der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Denis Hart, würdigte den scheidenden Papst am Dienstag als einen „herausragenden Theologen und Lehrer“. Der Vorsitzende der Neuseeländischen Bischofskonferenz, Erzbischof John Dew, äußerte Verständnis für die in „Demut und nach Gebeten und Reflexion“ getroffene Entscheidung des Papstes. Die neuseeländischen Bischöfe würden weiterhin für ihn beten, so Dew. Manilas Kardinal Luis Antonio Tagle sprach von der „großen Trauer“ der Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe über den Rücktritt des Papstes. „Wir fühlen uns wie Kinder, die sich an den Vater klammern, der sich von ihnen verabschiedet“, sagte er. Zugleich äußerte Tagle jedoch auch „Bewunderung über die Demut, Ehrlichkeit, den Mut und die Ernsthaftigkeit des Heiligen Vaters“. Der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, Kardinal Oswald Gracias, würdigte Benedikt XVI. als „brillanten Theologen“ und „großen spirituellen Führer in unserer modernen Zeit“, der „ohne Angst und mit Mut in Fragen des Glaubens und der Moral die Wahrheit ausgesprochen hat“.



(diverse 12.02.2013 sk/pr)









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