2013-02-09 10:43:34

Alois Glück: Keine Patentantworten


RealAudioMP3 Die vergangenen Wochen haben das Kommunikationsproblem der Kirche deutlich gezeigt: Zum einen fehle oft die Sprache, zum anderen begegne man zunehmend öffentlicher Aggressivität. So kommentierte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die Aufregungen um Talkshows, Bischofsworte und Missbrauchsstudien. Vieles von dem, was die Kirche sagen wolle, werde nicht verstanden, wie zum Beispiel moralische Regeln, die aus dem Glauben folgten. Diese würden von den Menschen als reglementierend wahrgenommen, als in ihre Freiheit eingreifend. Man könne oft nicht mehr erkennen, wo die Hilfestellung solcher Normen für ein gelingendes Leben liege. Da hätten alle Kirchen dieselben Probleme.

Glück ist zur Zeit mit dem Präsidium des ZdK in Rom, um in Gesprächen über die Arbeit der Laienvertretung zu informieren und umgekehrt sich informieren zu lassen über Anliegen und Projekte der Weltkirche – wie etwa im Gespräch mit Erzbischof Rino Fisichella über das Anliegen der Neuevangelisierung.

„Ich sage immer wieder: Was uns umtreiben muss, ist, dass ein Großteil der Menschen, die heute suchend unterwegs sind, suchend nach Sinn und nach Orientierung, das, was sie suchen, nicht in den verfassten christlichen Kirchen vermutet. Ich wünsche mir, dass wir uns damit viel mehr auseinandersetzen und nicht nur mit strukturellen Binnenfragen.“

In völligem Gegensatz dazu sind es aber medial gerade diese Binnenfragen, die für die großen Aufreger und das Interesse am Thema Kirche sorgen. Am Freitag wurde ein Brief des Kölner Kardinals Joachim Meisner bekannt, in dem dieser von der Aggressivität der Kirche gegenüber spricht und dabei das Wort „Katholikenphobie“ benutzt. Das würde Glück so nicht ausdrücken.

„Aber ich teile schon die Überzeugung, dass es in den letzten Jahren eine Strömung gibt, wo Aggressivität spürbar wird, die vor fünf oder zehn Jahren so nicht da war. Sie wird immer wieder festgemacht an Ereignissen, die kritikwürdig sind und die uns ja selbst auch aufregen. Wir sollten das aufmerksam betrachten und uns auch wehren, wo es notwendig ist; auf der anderen Seite spüren wir aber auch, dass das nicht das Gesamtklima in der Gesellschaft ist.“

Die Kirche werde vor allem angefragt, wenn es um Werte gehe. Hier liegt für Glück eine Möglichkeit des Engagements, aber auch eine Gefahr.

„Wir dürfen uns als Kirche nicht reduzieren lassen auf ,zuständig für die Wertorientierung der Gesellschaft‘, die religiöse Botschaft geht natürlich darüber hinaus. Beim Erschließen dieser Botschaft haben wir beachtliche Probleme. Das liegt nicht daran, weil die Menschen halt so sind, sondern da ist auch kritische Selbstreflexion notwendig, warum es uns immer weniger gelingt, den Menschen diese Botschaft zu erschließen. Da gibt es aber auch keine Patentantwort.“

(rv 09.02.2013 ord)








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