Die vergangenen Wochen
haben das Kommunikationsproblem der Kirche deutlich gezeigt: Zum einen fehle oft die
Sprache, zum anderen begegne man zunehmend öffentlicher Aggressivität. So kommentierte
der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die
Aufregungen um Talkshows, Bischofsworte und Missbrauchsstudien. Vieles von dem, was
die Kirche sagen wolle, werde nicht verstanden, wie zum Beispiel moralische Regeln,
die aus dem Glauben folgten. Diese würden von den Menschen als reglementierend wahrgenommen,
als in ihre Freiheit eingreifend. Man könne oft nicht mehr erkennen, wo die Hilfestellung
solcher Normen für ein gelingendes Leben liege. Da hätten alle Kirchen dieselben Probleme.
Glück
ist zur Zeit mit dem Präsidium des ZdK in Rom, um in Gesprächen über die Arbeit der
Laienvertretung zu informieren und umgekehrt sich informieren zu lassen über Anliegen
und Projekte der Weltkirche – wie etwa im Gespräch mit Erzbischof Rino Fisichella
über das Anliegen der Neuevangelisierung.
„Ich sage immer wieder: Was uns
umtreiben muss, ist, dass ein Großteil der Menschen, die heute suchend unterwegs sind,
suchend nach Sinn und nach Orientierung, das, was sie suchen, nicht in den verfassten
christlichen Kirchen vermutet. Ich wünsche mir, dass wir uns damit viel mehr auseinandersetzen
und nicht nur mit strukturellen Binnenfragen.“
In völligem Gegensatz dazu
sind es aber medial gerade diese Binnenfragen, die für die großen Aufreger und das
Interesse am Thema Kirche sorgen. Am Freitag wurde ein Brief des Kölner Kardinals
Joachim Meisner bekannt, in dem dieser von der Aggressivität der Kirche gegenüber
spricht und dabei das Wort „Katholikenphobie“ benutzt. Das würde Glück so nicht ausdrücken.
„Aber
ich teile schon die Überzeugung, dass es in den letzten Jahren eine Strömung gibt,
wo Aggressivität spürbar wird, die vor fünf oder zehn Jahren so nicht da war. Sie
wird immer wieder festgemacht an Ereignissen, die kritikwürdig sind und die uns ja
selbst auch aufregen. Wir sollten das aufmerksam betrachten und uns auch wehren, wo
es notwendig ist; auf der anderen Seite spüren wir aber auch, dass das nicht das Gesamtklima
in der Gesellschaft ist.“
Die Kirche werde vor allem angefragt, wenn es
um Werte gehe. Hier liegt für Glück eine Möglichkeit des Engagements, aber auch eine
Gefahr.
„Wir dürfen uns als Kirche nicht reduzieren lassen auf ,zuständig
für die Wertorientierung der Gesellschaft‘, die religiöse Botschaft geht natürlich
darüber hinaus. Beim Erschließen dieser Botschaft haben wir beachtliche Probleme.
Das liegt nicht daran, weil die Menschen halt so sind, sondern da ist auch kritische
Selbstreflexion notwendig, warum es uns immer weniger gelingt, den Menschen diese
Botschaft zu erschließen. Da gibt es aber auch keine Patentantwort.“