Die Ouvertüre von
Verdis „Die Macht des Schicksals“ eröffnete am Montagabend ein Konzert für Papst Benedikt
XVI. in der päpstlichen Audienzhalle. Italien und der Vatikan gedachten damit der
Unterzeichnug der Lateranverträge vor 84 Jahren. Die vom Weltklasse-Dirigenten Zubin
Metha geleitete Darbietung war zugleich eine Würdigung der nunmehr fast achtjährigen
Amtszeit von Papst Benedikt XVI. Italiens scheidender Präsident Giorgio Napolitano
unterstrich in einer emotionalen Ansprache die enge und konstruktive Zusammenarbeit
beider Staaten und ging auf die persönlichen Begegnungen mit Benedikt XVI. ein:
„Ich
erinnere mich an unsere Treffen und die Gespräche, die wir an vielen Gelegenheiten
im Laufe dieser sieben Jahre hatten. Unser Dialog über Italien, Europa, den Frieden,
über die Politik als Dimension des menschlichen Handelns, auch über die philosophischen
und moralischen Wurzeln der politischen Aufgabe war für mich sehr bereichernd.“
Benedikt
XVI. würdigte die musikalische Darbietung als „bemerkenswert“ und interpretierte Verdis
Komposition als „inniges Gebet“. Mit der Frage des Schicksals greife der Komponist
die eigene spirituelle Suche auf, thematisiere Gott, den Glauben und die Kirche, so
der Papst in seiner Ansprache nach dem Konzert:
„In der „Macht des Schicksals“
zeichnet sich das Drama der menschlichen Existenz ab. Gezeichnet durch die Sehnsucht
nach Gott, nach seiner Barmherzigkeit und Liebe, die auch im Dunkel Licht, Sinn und
Hoffnung schenkt. Der Glaube bietet uns diese Perspektive. Sie ist nicht illusorisch,
sondern real, wie es der heilige Paulus sagt.“
Auch auf Beethovens 3. Sinfonie
„Eroica“, die aufgeführt wurde, ging der Papst ein. Der deutsche Komponist zeichne
in diesem Werk musikalisch das Ideal des Helden, der Freiheit und Gleichheit bringe,
führte der Papst aus:
„Dieser Held steht vor der Wahl des Rücktritts
oder des Kampfes, er muss wählen zwischen Tod oder Leben, und die Symphonie beschreibt
diese Gefühle mit einem Reichtum an Farben und Themen, die bis dahin unbekannt waren.
“
Der Trauermarsch im zweiten Satz lade zum Nachdenken über den Tod ein,
aber auch über das, was über diesen hinausgehe, so der Papst weiter:
„Der
berühmte Trauermarsch, die Meditation des Todes, beginnt mit dramatischen und desolaten
Tönen, wird aber im zentralen Teil fröhlicher. Eine heitere Oboenmelodie und dann
die Doppelfuge, laden uns ein, über den Tod, das Jenseits, die Unendlichkeit zu reflektieren.“
Für
den indischen Maestro Mehta ging am Montagabend ein Traum in Erfüllung: Er hatte schon
einmal vor einem Papst dirigiert, nämlich vor Papst Paul VI. Eine Darbietung vor Benedikt
XVI. stand seitdem ganz oben auf seiner Wunschliste. Das verriet Metha 2011 in einem
Interview mit Radio Vatikan:
„Ich würde so gerne einmal auch vor Papst Benedikt
XVI. dirigieren! Ich habe ihn einmal getroffen, in München. Da habe ich in der Kirche
eine Messe dirigiert, bei der Trauerfeier von Frau Sawallisch. Ich möchte sehr gerne
vor Papst Benedikt dirigieren.“
Der polyglotte Musiker hat schon als Jugendlicher
den Brückenschlag zwischen Kulturen und Religionen erlebt. Da hat er sich freilich
noch nicht träumen lassen, dass er einmal vor gleich zwei Päpsten auftreten wird.
Metha:
„Ich bin als Nichtchrist von den Jesuiten erzogen worden; in meiner
Klasse in Bombay waren unter dreißig Schülern sechs verschiedene Religionen bzw. Konfessionen
vertreten: Katholiken, Protestanten, Hindus, Moslems, ich bin Parse, und Sikhs. Ich
habe in der Schule Matthäus, Markus und die Apostelgeschichte studiert. Es war wunderbar!
Ich habe religiösen Hass oder so etwas in meiner Jugend überhaupt nicht gekannt. Wir
haben uns übereinander lustig gemacht, aber niemals etwas Negatives gesagt!“